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Johannes R. Becher
Von der ganzen Wahrheit
Er hatte recht,
Aber er hatte nicht ganz recht.
Er hatte recht,
Insofern alles stimmte, was er sagte,
Denn es entsprach der Wahrheit
Und stimmte mit ihr überein.
Er versuchte auch, die Wahrheit zu begründen,
Aber er ließ es bei diesem Versuch bewenden,
Ohne zu ergründen,
Ob die Gründe, mit denen er die Wahrheit belegte,
Sich als überzeugend erwiesen.
Er meinte wohl, die Wahrheit würde sich schon irgendwie
Von selbst durchsetzen,
Und darin hatte er nicht recht, Und so schadete er dem Wahren,
Dem er diente.
Denn die Wahrheit setzt sich nicht von selbst durch,
Sondern muß durchgesetzt werden
Von denen, die sie wissen,
Damit sie ganz recht haben,
Um der ganzen Wahrheit willen.
Verzichtend auf die Mittel geduldiger Überzeugung,
Setzt man sich selber ins Unrecht
Und dient der Wahrheit nur zum Teil.
Man schadet der Wahrheit,
Wenn man sich begnügt
Mit einer Teilwahrheit.
Verzichtend auf die Mittel, die Wahrheit zu verwirklichen,
Setzt man sich ebenfalls in Unrecht
Und dient der Wahrheit nur zum Teil.
Man schadet der Wahrheit also,
Wenn man es ihr überläßt,
Zu überzeugen und sich zu verwirklichen.
Darum laßt uns die Wahrheit sagen,
Überzeugend,
Sie verwirklichend,
Unwiderlegbar,
Unteilbar,
Ganz.
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