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Dieter Lämpe

Jugend im Alltag der DDR - Spuren, die nicht verwischen

Aus einer Dresdner Arbeiterfamilie stammend, war ich langjähriger Jugend- und Gewerkschaftsfunktionär, begonnen an der Basis bis zur Tätigkeit in zentralen Einrichtungen in Berlin.

Mit und in der DDR aufgewachsen, sind mir durch den eigenen Entwicklungsweg und durch vielfältig gesammelte Erfahrungen Triebkräfte, Beweggründe und Motivationen für gute Arbeit, das Bedürfnis nach Bildung und ständiger Weiterbildung sowie das Bestreben nach einer inhaltsreichen, vielseitigen und interessanten Freizeitgestaltung nicht unbekannt. Auch Kindern aus Arbeiterfamilien standen alle Entwicklungsmöglichkeiten offen. In der DDR war Sorge getragen für eine gute Betreuung im Kindergarten, eine solide Grundschul- und höhere Bildung, gediegene Berufsausbildung und einen nahtlosen Übergang ins Berufsleben ohne Ängste vor unverschuldetem Verlust des Arbeitsplatzes. Eine solche kontinuierliche und sich im Wesentlichen ohne Sorgen und ohne Brüche vollziehende Entwicklung war typisch für die DDR und m. E. eine wesentliche Motivation für gute Arbeit auf den verschiedensten Gebieten in der Wirtschaft, Wissenschaft und in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Ja, „SANSSOUCI" (Ohne Sorgen) galt nicht nur für Friedrich Zwo.

Der Alltag in der DDR war vielfältig. Und jeder, der es wollte, konnte sich in dieser Vielfalt - insbesondere in den sechziger und siebziger Jahren - auch selbst entfalten; konnte den Alltag aktiv mitgestalten, sich sozusagen selbst verwirklichen.

Wer sich bewährte, wurde gefördert. Bewährungsfelder ergaben sich vor allem für junge Leute und hier besonders in Jugendkollektiven. Jugendliche brauchen solche Bewährungssituationen.

Die überwiegende Mehrheit der Werktätigen in der DDR war stolz auf gute Arbeitsergebnisse und deshalb an ihnen interessiert. So wie es die meisten Arbeiter und Angestellten auch heute sind - vorausgesetzt sie haben Arbeit. Natürlich gab und gibt es überall auch Leute, denen eine Motivation für gutes Arbeiten fehlte bzw. fehlt. An Entlassung war in der DDR aber kaum zu denken. Auch nicht, wenn sie vielleicht angemessen gewesen wäre. Bei dem bekanntermaßen herrschenden Arbeitskräftemangel war sie kaum möglich. Nach 1971 schuf auch die Arbeitsgesetzgebung schier unüberwindliche Hindernisse. Und so wurden die „schwarzen Schafe" eben mit „durchgeschleppt". Aber zurück zur großen Mehrheit, die Interesse daran hatte (soweit dafür die objektiven, die materiellen Voraussetzungen bestanden!), täglich gute, auch ausgezeichnete Arbeit zu leisten. Und diese fand dann Anerkennung, was wiederum Ansporn und Motivation war.

 

I

Im Jahre 1983 verfasste ich gemeinsam mit meinem Kollegen Horst Lehmann aus dem Zentralvorstand der Industriegewerkschaft Transport- und Nachrichtenwesen für die Zeitschrift „Deutsche Post" einen Artikel über das alltägliche Leben in einem Jugendkollektiv der DDR.

Besagter Artikel beschreibt im Reportagestil einen ganz gewöhnlichen Tag im Leben der DDR, wie ihn Tausende und Abertausende an ihrem Arbeitsplatz so oder ähnlich er- und verlebten. DDR hieß aus meiner Sicht als Gewerkschafter für die überwiegende Mehrheit der Werktätigen Geborgenheit und Lebensperspektive. Das galt besonders für die Jugend. So soll am Beginn meines Beitrages zum abschließenden Band der Reihe „Spurensicherung So habe ich das erlebt" eine Zusammenfassung des obengenannten Artikels stehen, denn er enthalt nicht nur eine „Spur in die Zukunft."

Im damaligen Post- und Fernmeldeamt Anklam arbeitete eine Jugendbrigade „Rosa Luxemburg", bestehend aus zehn Mädchen und jungen Frauen, die mit dem Titel „Hervorragendes Jugendkollektiv der DDR" ausgezeichnet wurde. In dieser Brigade stand verständlicherweise für die sechs Facharbeiterinnen, eine Jungfacharbeitern und drei Lehrlinge die tägliche Qualitätsarbeit hoch im Kurs. So u. a. die ständige Arbeitsbereitschaft der Annahmestellen, die qualitätsgerechte Bearbeitung abgehender Postsendungen, besonders im internationalen Postverkehr, die ordnungsgemäße Abrechnung der Finanzen u. a. m.

Die Erfüllung ihrer wichtigen Qualitätskennziffern war für die jungen Mädchen Ehrensache. Aber auch geknobelt wurde im Jugendkollektiv. Und so beteiligten sich die Mitglieder mit einem Exponat an der in der DDR bekannten und bei jungen Leuten beliebten Messe der Meister von Morgen. (Die kurz MMM genannten Messen fanden auf Kreis- und Bezirksebene sowie als zentrale Messen in Leipzig statt.) Die MMM war eine weit verbreitete Bewegung des Knobelns und Forschens, eine spezifisch jugendgemäße Form des ausgeprägten Neuererwesens der DDR. Es ging um die Entwicklung einer vielseitigen Palette von Exponaten gesamtwirtschaftlicher Bedeutung, aber auch um ganz einfache Dinge, die der Arbeitserleichterung dienten.

Heute gibt es zwar auch ähnliche geforderte Aktivitäten, an der sich junge Leute beteiligen, aber bei weitem nicht in einer solchen Bandbreite. Auch hier konnte und sollte m zukünftigen Entwicklungen die DDR-Spur wieder aufgenommen werden, natürlich nicht als Kopie, sondern in zeitgemäßer Form.

In dem speziellen Exponat der Anklamer Mädchen ging es um die gute postalische Versorgung in den zahlreich entstandenen Neubaugebieten, aber auch um gute Arbeitsbedingungen der in diesen Postämtern und -stellen zum Einsatz kommenden Postler. Und das gelang erfolgreich.

Ebenso erfolgreich war das Kollektiv in der Nachwuchs- und Qualifizierungsfrage. So gehörten regelmäßige Besuche von Brigademitgliedern bei ihrer ehemaligen Leiterin Gabriele, die sich zum Zeitpunkt dieser Reportage im Wochenurlaub befand, zur guten Gepflogenheit. Nach diesem Urlaub nahm sie dann ein Studium auf. Um den unmittelbaren Nachwuchs im PFA sorgten sich zur damaligen Zeit Karin als Lehrfacharbeiter und weitere vier Kolleginnen als Lehrbeauftragte.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit wurde nicht vernachlässigt. So verfasste z. B. Claudia als Volkskorrespondentin (wie sich das damals nannte) einen Artikel über einen unlängst veranstalteten Brigadeabend mit Ehemännern, Verlobten bzw. Freunden u. a. für ihre Betriebszeitung. Dieser Brigadeabend fand im selbst von den jungen Leuten mit ausgestalteten und 1979 eingeweihten amtseigenen Jugendklub „Postillion" im Kellergeschoss des Postamtes in der Steinstraße statt. Zu Gast waren an diesem Abend auch sowjetische Komsomolzen. In gemütlicher Runde fand die damals traditionelle Freundschaft der beiden Jugendorganisationen FDJ und Leninscher Komsomol lebendigen Ausdruck.

Diese Treffen verliefen übrigens ähnlich wie solche in der Alt-BRD mit französischen Jugendlichen entsprechend dem damaligen „Deutsch-französischen Jugendwerk" und waren keineswegs nur Alibi-Veranstaltungen.

Im schmuck eingerichteten Jugendklub gab es selbstverständlich das ganze Jahr über die verschiedensten „Festivitäten und Feten" Unter anderem die jährlichen Faschingsveranstaltungen oder die Treffen mit Schülern der Patenklasse 6 c der Kathe-Kollwitz-Oberschule u.v.a.m. Jedesmal eine gelungene Sache.

Soweit zu dem, was ich damals für die Zeitschrift „Deutsche Post" zu Papier gebracht habe.

Es gab also auch in der Niedergangsphase der DDR, als immer mehr Jugendliche resignierten, sich abseits hielten bzw. von der DDR abwandten und als die allgemeine Unzufriedenheit wuchs, noch engagierte Minderheiten, die auch für zukünftige Entwicklungen Beachtliches zu bieten hatten

Am Rande sei daran erinnert, dass auch die organisierte Bürgerbewegung in dieser Phase zunächst eine bessere, reformierte sozialistische DDR wollte.

II.

Ähnliches wie das Geschilderte über die Anklamer Postlerinnen erlebte ich aber auch selbst. Dazu eine Rückblende m die frühen 60er Jahre, in eine Art „Blütezeit" der DDR. Oder wie es Dr. sc. phil. Wolfgang Engler, Dozent an der Schauspielschule „Ernst Busch" Berlin, in seinem Beitrag im Buch „Das neue Deutschland. Die Zukunft als Chance" formuliert, die Jahre des „Aufbruchs in eine sozialistische Moderne". Eine gängige DDR-Maxime aus dieser und auch noch späteren Zeit: Der Jugend Vertrauen und Verantwortung. Und diese Maxime war auch Realität.

Als ehemaliger FDJ-Sekretär im VEB Kamera- und Kinowerke Dresden (später VEB Pentacon) konnte ich 1962/63 das Leben eines Jugendkollektivs aus unmittelbarer Nahe kennen lernen.

Und zwar im Jugendobjekt „Anne Godeau" der Prakti-Endmontage. Die „Prakti" war eine vollautomatische Kleinbildkamera, die auch auf der bekannten FOTO-KINA in Köln präsentiert wurde und bei der Fachwelt für Aufsehen sorgte. Sie war zur damaligen Zeit neben den führenden japanischen Marken - abgesehen davon, dass sie vielleicht noch ein klein wenig zu schwer und etwas unhandlich war - eines der Weltspitzenerzeugnisse ihrer Art. Und sie kam aus Dresden – DDR! Ebenso die „Penti" - von der man sagen kann, sie war eine regelrechte „Volkskamera".

In einem Artikel des „Neuen Deutschland" vom 27. November 2003 wird unter der Überschrift „Dresdner Megapixel. Der Kamerahersteller Pentacon hat mit Qualitätsprodukten die Nachwendekrise überwunden und den Sprung ms digitale Zeitalter geschafft" u. a. Folgendes dazu ausgeführt: „Und aus Dresden kam der winzige Liebling aller Urlaubsfotografen, die Penti, als wohl meistverkaufte Kamera in der DDR . 1961 wurde die Produktion aufgenommen .. Wer sie heute in die Hand nimmt, fühlt sich an eine Digitalkamera erinnert. Leicht, für die Hosentasche geeignet Die Optik war ungewöhnlich scharf und einmalig war die Selenzelle, mit der die halbautomatische Belichtung gesteuert werden konnte 155 DDR-Mark für das meistverkaufte Gerat damals - ein Konsumerfolg, der nicht wiederholbar ist "

Wie die Anklamer Postlerinnen bestand das „Weltklasse-Jugendkollektiv" der Prakti-Montage ebenfalls ausnahmslos aus hübschen jungen Mädchen. Und auch sie lieferten Qualitätsarbeit. Die Arbeit machte Spaß, sie hatten Freude an ihr. Aber es gab auch Sorgen. Nicht, dass die Gefahr von Arbeitslosigkeit drohte - Arbeitsplatzsicherheit war in der DDR zu keiner Zeit ein Thema. Niemand brauchte, im Gegensatz zur heutigen Situation unter wieder kapitalistischen Produktions- und Reproduktionsbedingungen, um seinen Arbeitsplatz zu bangen. Für die Jugend war Arbeitslosigkeit ein Fremdwort oder lediglich bekannt durch Erzählungen von Eltern und Großeltern aus vergangenen Zeiten bzw. aus Schulungsabenden bezüglich westdeutschen Alltags.

Heute erleben wir die schlimmste Geißel des gewöhnlichen Kapitalismus: Massenarbeitslosigkeit. Norbert Blüm, der Kabarettist unter den Politikern der Alt-BRD, hatte zwar Anfang der neunziger Jahre als damaliger Arbeitsminister einmal sinngemäß geäußert, in der DDR hätte es mehr Arbeitslosigkeit gegeben als in der Bundesrepublik. Da ist sogar etwas dran, aber nicht im Sinne von „keinen Arbeitsplatz haben". Den hatten (bis auf spezifische Ausnahmen, auf die hier nicht eingegangen werden kann) alle! Was es allerdings gab, war - sozusagen ein Kuriosum - eine recht bedrückende Art von „Arbeitslosigkeit", wenn man es so bezeichnen will. Grundsätzlich gab es Vollbeschäftigung! Jeder hatte seinen Arbeitsvertrag. Manchmal hatte aber mancher, wenn er in seinen Betrieb kam, keine Arbeit, war sozusagen nicht voll beschäftigt. Und zwar, weil vorübergehend keine Arbeit „da war".

Nehmen wir das Prakti-Jugendobjekt etwas genauer unter die Lupe. Das Montageband stand mitunter still, da dieses oder jenes Teil aus den Vorfertigungsabteilungen oder aus Zulieferbetrieben nicht rechtzeitig zur Verfügung stand. Die Mädchen waren also - wenn man so will - zeitweilig ohne Arbeit. Ähnlich sah es in der Endmontage der „Penti-Kamera" aus. Ich kann mich erinnern, dass wir damals eine FDJ-Initiative „Jugendliche aus der Montage in die Vorfertigung" organisiert hatten. Eine Möglichkeit für eine zeitweilige Lösung des Problems.

So war die Vollbeschäftigung mit einer Reihe - auch das jeweilige Produkt verteuernden - Mängeln behaftet. Es gab in der DDR-Wirtschaft häufig Ausfallzeiten und eine ganze Bewegung zu deren Senkung (wenn ich mich recht erinnere, handelte es sich dabei um die „Seifert-Methode"). Solcherlei Ausfallzeiten wechselten sich ab mit überstundenreichen Stoßzeiten, deren Senkung bzw. Überwindung ebenso angestrebt wurde. Dabei wurden zwar mitunter mehr Ausfallzeiten und Überstunden erfasst als gesenkt, aber es gab an der Basis ein aktives Gegensteuern. Quellen des Übels waren u. a. die Schwächen und inneren Widersprüche der überzentralisierten Planung, Betriebsund Branchenegoismus zum Nachteil des volkswirtschaftlichen Ganzen und Einbrüche in der Außenwirtschaft (unerlässliche Materialimporte).

An dieser Stelle erinnere ich mich an Lenins Schrift „Die große Initiative", in der er sinngemäß formulierte: „Der Kommunismus beginnt dort, wo sich einfache Arbeiter und Bauern Gedanken machen um die Sicherung einer jeden Tonne Kohle, eines jeden Puds Getreide etc. pp."

Jawohl, die Werktätigen der DDR machten sich ihre Sorgen um eine reibungslose Produktion materieller Güter und setzten sich mit Mängeln in der Wirtschaft auseinander. Deutlich wurde dies vor allem in der jährlichen Plandiskussion. Und im Besonderen in den Vorschlägen, Hinweisen und Kritiken, die die Werktätigen den Leitungen ihrer jeweiligen Gewerkschaft oder Industriegewerkschaft übergaben. Inwieweit sich grundlegend etwas änderte (oder ändern konnte), stand angesichts vorherrschender Mangelwirtschaft allerdings auf einem anderen Blatt.

Heute sind die Sorgen ganz andere, existenzielle. Tausende und Abertausende müssen sich tagtäglich Sorgen machen um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes. Die für den heutigen Kapitalismus typische Massenarbeitslosigkeit treibt immer giftigere Blüten.

Angesichts des Arbeitslosenheeres wird Angst um Verlust des Arbeitsplatzes u. a. zu einem Motiv für überzogene Arbeitsintensität bis hin zu frühzeitigen, irreparablen Verschleißerscheinungen. Die physische und psychische Ausbeutung wächst. Eine giftige Blüte am Rande ist das in der DDR unbekannte „Mobbing", entstehend auf dem Hintergrund gegenseitiger Konkurrenz der Arbeitenden. Und das kann doch wohl nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen! Stolz sein auf gute Arbeit, gute Arbeitsergebnisse, gilt gewiss heute auch noch. Aber was helfen Stolz und gute Arbeit auf Dauer, wenn (im Prinzip) jeder Arbeitsplatz gefährdet ist, Arbeitsplatzverlust überall sozusagen „in der Luft" liegt und sich, um mit Marx zu reden, die „Ware Arbeitskraft", mag sie nun teuer oder billig sein, nicht mehr auf dem Arbeits-„Markt" verkaufen lässt?

Bezeichnend für die heutige Unzufriedenheit und Unsicherheit der arbeitenden Menschen sind u. a. zwei im Januar 2004 veröffentlichte Untersuchungsergebnisse. Zum einen die einer Studie der Unternehmensberatungsgesellschaft Gallup mbH (Potsdam) und zum anderen die einer Langzeitstudie des Leipziger Zentralinstituts für Jugendforschung. So kommt Gallup u. a. zu folgenden Ergebnissen:

-     Nur 12 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sind engagiert bei der Arbeit und zufrieden mit ihrem Job (im Jahr 2002 hatte der Anteil der Engagierten noch bei 15 Prozent gelegen).

-     70 Prozent der Deutschen machen nur „Dienst nach Vorschrift", 18 Prozent haben bereits innerlich gekündigt.

-     In Ostdeutschland liegt der Anteil der engagiert Beschäftigten durchgängig bei 10 Prozent.

-     Wichtigster Grund für den Frust vieler Mitarbeiter ist (in ihren Augen und insgesamt gesehen) schlechtes Management, der mangelnde „Dialog zwischen Unternehmensführung und Arbeitskräften".

In der Langzeitstudie des Leipziger Zentralinstituts für Jugendforschung, die seit 1987 jährlich eine Gruppe von Jugendlichen aus der DDR begleitet, wird insbesondere auf Folgendes verwiesen:

-     Am Bedenklichsten ist der hohe Anteil der Befragten, der bereits unmittelbare Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit gemacht hat. Im Jahre 2003 betraf das mittlerweile 45 Prozent, ein Drittel von ihnen hatte diese Erfahrung bereits mehrmals gemacht (für bedenklich wird es vom Leiter des Zentralinstituts gehalten, dass die gesellschaftliche Tragweite dieser Entwicklung in der Politik und Wirtschaft weiterhin unterschätzt werde).

-     Die Arbeitslosigkeit wird von den befragten jungen Erwachsenen als kollektive Betroffenheit erlebt. So sind z. B. die Eltern von 55 Prozent der Befragten ebenfalls bereits ein- oder mehrmals arbeitslos gewesen. Insgesamt 88 Prozent der Gruppe, die befragt wurde, sind direkt oder indirekt mit den Folgen der Arbeitslosigkeit konfrontiert.

Nun sind zwar „Umfragen" nicht unbedingt repräsentativ, aber gewisse Tendenzen zeigen sie schon auf.

Aber wieder zurück zu den Prakti-Mädchen. Denn im Gegensatz zum typisch Kapitalistischen gab es natürlich auch typisch Sozialistisches. Und das wiederum insbesondere in Jugendkollektiven. Im Prakti-Kollektiv wurde - ähnlich wie bei den Anklamer Postlerinnen - nicht nur gearbeitet. Es wurde auch gefeiert und ab und an auch gemeinsam die Freizeit gestaltet. So erinnere ich mich u. a. an eine Wochenendfahrt ins nahe gelegene Erzgebirge. Aber auch an einen sehr interessanten und stimmungsvollen Atelier-Besuch beim bekannten Dresdner Maler Josef Hegenbarth. Eines seiner Ateliers befand sich im Kellergewölbe unter der weltbekannten Brühlschen Terrasse am Dresdner Elbufer. Allein das versprach schon einen romantischen Abend. Vom Maler Hegenbarth wurden uns einige seiner Bilder vorgestellt (wenn ich mich recht erinnere, waren es einige Ölgemälde mit Landschaftsmotiven sowie Stillleben). Selbstverständlich blieb das nicht nur eine einseitige Sache. Auch der Maler wollte natürlich die Meinung der jungen Madchen wissen. Und so entspann sich ein interessanter Gedankenaustausch. Alles in allem ein gelungener Abend, der zeigte, dass auch die musische Bildung der Jugend nicht zu kurz kam.

In einem weit größeren Umfang gab es diesbezüglich u. a. die „Galeriegespräche der Dresdner Jugend" in der Gemäldegalerie, die von der Freien Deutschen Jugend (FDJ) organisiert wurden. Nach einer jeweiligen Einführung in Leben und Gesamtwerk des entsprechenden Meisters und in das jeweilige spezielle Kunstwerk entwickelte sich dann ein reger Gedankenaustausch z. B. zu solchen bekannten und berühmten Gemälden wie der „Schlummernden Venus" oder dem „Zinsgroschen".

Einige „meiner" Prakti-Mädchen traf ich dann beim 1963 stattfindenden Elbe-Treffen der Jugend des Bezirkes Dresden wieder, und zwar an der Gaststätte in der Webergasse (heute steht auf diesem Gelände der Riesen-Einkaufstempel „Altmarkt-Galerie") bei der Aufführung der Meißner „Kulturgruppe zur Pflege des indianischen Brauchtums". Die Gruppe, die eng mit dem Indianermuseum in Radebeul zusammen arbeitete, konnte ich als Mitarbeiter der FDJ-Kreisleitung Meißen für dieses Treffen gewinnen.

Soweit also einige meiner Erfahrungen und Erlebnisse aus der Dresdner Zeit.

Wenn auch die Losung „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben" etwas antiquiert bzw. nostalgisch verklart klingt, so war sie doch für viele auch erlebter DDR-Alltag.

Und so waren auch die Jugendkollektive des PFA Anklam, die des VEB Kamera- und Kinowerke Dresden nicht einmalig, sondern typisch, eben „typisch DDR".

Jugendliche in der DDR hatten - klammern wir einmal die Niedergangsphase aus - immer das Gefühl, wichtig zu sein. Und, was dafür ausschlaggebend war: sie hatten auch die entsprechenden Möglichkeiten zu Erlebnissen, die dieses Gefühl festigten. Unter den heutigen bundesdeutschen Verhältnissen entstehen bei ungezählten Jugendlichen gegenteilige Gefühle.

III.

Auch meine eigene Familie war und ist davon betroffen. Obwohl meine Tochter Romy in der DDR eine gediegene Bildung und Ausbildung erhielt, war sie nach der Wende zeitweilig arbeitslos, wurde also praktisch nirgends mehr gebraucht.

Romy hatte eine m. E. bemerkenswerte Form der Berufsbildung in der DDR genutzt: Berufsausbildung mit Abitur. Sie absolvierte diese von 1985-1988 im VEB Werk für Fernsehelektronik Berlin (WF). Die Ausbildung als Elektronikfacharbeiter bestand aus einem theoretischen Teil der Elektrotechnik - der vom Glühlampenwerk VEB NARVA betreut wurde - sowie dem praktischen Teil, der vom Ausbildungsbetrieb WF realisiert wurde. Und eben dem Abitur. Ziel war es also, gleichzeitig mit dem Erwerb des Abiturs einen Beruf zu erlernen und somit schon praxisnahe Erfahrungen zu sammeln, um später in einem entsprechenden Betrieb schnell einsetzbar zu sein. Da im Anschluss an diese Form der Berufsausbildung in der Regel die Aufnahme eines Studiums erfolgte, war der zukünftige Hochschulabsolvent schon mit der betrieblichen Praxis verbunden. Bei der Ablegung des Abiturs in der Erweiterten Oberschule der DDR war dies natürlich nicht möglich. Zum Abschluss der Ausbildung mit Abitur erfolgte noch eine längere Beschäftigung im Produktionsbetrieb mit der Übernahme in eine entsprechende Tätigkeit für diejenigen, die sich nicht oder nicht unmittelbar für die Aufnahme eines Studiums entschieden.

Das so erworbene Abitur wurde, wie viele andere Bildungsabschlusse, nach der Wende nicht mehr anerkannt.

Wie Anfang des Jahres 2004 aus Sachsen verlautete, hat die dortige PDS im Zusammenhang mit einem „Alternativen Landesentwicklungskonzept (Aleksa)", das zum Markenzeichen sozialer Gestaltung des Landes werden soll, die Spur „Berufsausbildung mit Abitur" bereits wieder aufgenommen. Und „Aleksa" soll einmal Beispiel werden für alle neuen Bundesländer. Entsprechende Informationsgespräche haben bei der Sachsen-PDS schon stattgefunden.

Mit dem Landesentwicklungskonzept soll u. a. auch der gegenwärtigen Bildungsmisere in der Bundesrepublik etwas Brauchbares entgegensetzt werden.

„Gewerkschaften: Recht auf Ausbildung gefordert. DGB-Jugend will neues Berufsbildungsgesetz", „190 000 suchen verzweifelt Lehrstelle", „Neue Lehrstellen auf dem Pappscheck. Wirtschaftsminister Clement auf Werbetour für Ausbildungsplatze", „DGB: 150 000 noch ohne Lehrstelle", „Noch 35 000 ohne Lehrstelle. DGB spricht von Skandal und fordert gesetzliche Regelung", „DGB-Modell für Ausbildungsumlage", „Lehrstellenmangel. Aktionstag mit hitziger Diskussion", „Trotz SPD-Beschluss keine Abgabe?" usw. usf. Das alles sind keine Schlagzeilen aus DDR-Zeiten, sondern eine kleine Auswahl aus Tageszeitungen in der Zeit von Juli bis November 2003. Seit Jahren immer wieder das gleiche Dilemma. Und von Jahr zu Jahr erhöhen sich die Zahlen der Jugendlichen ohne Berufsabschluss.

Außer systemimmanenten Problemen gibt es noch ein Phänomen, ausgehend von den Unternehmen, die sich dafür „entschuldigen", dass sie zu wenig Ausbildungsplatze bereit stellen. Ihr Argument: die sich bewerbenden Jugendlichen haben ein zu niedriges Bildungsniveau, sprich ungenügende schulische Voraussetzungen für den Beginn einer Berufsausbildung. Argument hin, Argument her. Hier verdeutlicht sich aber auch, dass die Ergebnisse der allseits bekannten PISA-Studien nicht aus der Luft gegriffen sind.

Ganz anders die Verhältnisse in der DDR. Das einheitliche Bildungssystem garantierte die Vermittlung solider Kenntnisse auf allen lebensnotwendigen Gebieten. Und es bot den Lehrerinnen und Lehrern noch genügend Freiraume für eine schöpferische und interessante Unterrichtsgestaltung. Es war also keineswegs ein starres, in ein festes Korsett gepresstes System. Dazu kam der große Vorteil des integrierten polytechnischen Unterrichts mit den Unterrichtstagen in der Produktion (UTP). Also auch eine gute Vorbereitung auf die zukünftige Berufsausbildung. Und die war für jeden garantiert. So gab es für alle Schulabgänger eine Lehrstelle, wenn auch nicht in jedem Falle die gewünschte. Aber durch in späteren DDR-Jahren eingerichtete Berufsberatungszentren oder bereits während der Schulzeit einsetzende Beratungen erhielt jeder seinen Ausbildungsplatz. 1954 allerdings war das noch recht eingeschränkt. Und so wurde ich z. B. anstatt Betriebs- und Verkehrseisenbahner (mein Wunsch) Betriebsschlosser im Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Dresden, da ich einfach durch einen Mitarbeiter des Reichsbahnamtes Dresden „falsch gelenkt" wurde.

Heute wird bereits wieder versucht - wenn auch nur punktuell -, mit Hilfe eines so genannten Förderwettbewerbes zur Berufsfrühorientierung Jugendliche auf eine Berufsausbildung „nach Wunsch" vorzubereiten. Das ist Teil eines jugendpolitischen Projektes mit dem verheißungsvollen Namen „Wir ... hier und jetzt", das im Januar 2004 in Berlin als Bundesinitiative für die neuen Bundesländer vorgestellt wurde.

Die darin enthaltenen Projekte zielen darauf hin, dass junge Menschen die Möglichkeit bekommen, sich frühzeitig realistisches Wissen über Berufe und deren Anforderungen anzueignen. Eines der Projekte unter dem Namen „Ausguck" ist in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt: Beschäftigungslose Jugendliche werden in den Neubau einer Bootshalle einbezogen und lernen mit Bauplanung, Finanzierung, Innendesign und Öffentlichkeitsarbeit Tätigkeitsfelder kennen, die sie an die Berufsrealität und -Orientierung heranführen sollen.

Alles gut und schön - gewiss ein lobenswerter Anfang bzw. Ansatz - aber wer garantiert den engagierten Jugendlichen unter den gegenwärtigen Verhältnissen auch einen entsprechenden Ausbildungs- und späteren Arbeitsplatz?

Es muss sich also gesamtgesellschaftlich etwas ändern, mit Stückwerk - und sei es in bester Absicht - ist es nicht getan.

Interessant auch die Meinung des ehemaligen Hamburger IHK-Geschäftsführers Jürgen Hogeforster, von einem seiner Nachfolger als „fantasievoller Querdenker" bezeichnet, der eine Debatte zur Frage „Wie stellen wir uns die Schule im Jahre 2015 oder 2020 vor?" fordert. Nach Auffassung des promovierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlers soll u. a. die Praxisbezogenheit des Unterrichts stärker zur Geltung kommen. Ein Vorbild sei hierbei das in der DDR praktizierte polytechnische Ausbildungsprinzip, und wörtlich „auch wenn man das hier im Westen kaum sagen darf.

Im Zusammenhang mit dem Bildungssystem in der DDR noch folgende Leserzuschrift im „Neuen Deutschland" vom 19.7.2003. Hier schreibt Horst Hahn aus 17094 Rowa in Bezug auf einen Artikel „Vorbild DDR?", in dem u. a. dem Bildungssystem in der DDR vorgeworfen wird, es sei marode gewesen, Folgendes: „Seit 1990 hört man immer wieder dieselben Töne! Wo bleiben die Beweise für ein marodes Schulsystem in der DDR? Jeder hat Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt - schneller als heute. Deshalb brauchten wir auch nur 12 Jahre bis zum Abitur und nicht noch ein Jahr Schauspielunterricht. Es gab einheitliche Lehrpläne, Fremdsprachenunterricht, polytechnische Ausbildung, Hortbetreuung, Arbeitsgemeinschaften, Mittagessen und Milchversorgung. Die Eltern konnten in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen, die sie im Gegensatz zu heute noch hatten. Zuspätkommer oder Schulschwänzer gab es kaum, bewaffnete Schüler auch nicht. Und zusammen mit den Eltern wurde auch erzogen. Das also soll marode gewesen sein?"

Dem ist - so glaube ich - nichts hinzuzufügen.

IV.

Wenn wir von „Spuren in die Zukunft" sprechen, die die DDR hinterlassen hat, dann müssen es ja nicht immer metertiefe Fußstapfen sein, kleine - mitunter bescheidene -Eindrücke, die nicht verwischen, reichen manchmal schon, um Erstaunliches für die Zukunft zu entdecken. Denn eines ist doch klar: Die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse können nicht das letzte Wort der Geschichte gewesen sein.

Die DDR war sozusagen eine Null-Serie des „Realen Sozialismus", an der noch vieles veränderungswürdig war. Der Versuch ist als Ganzes gescheitert, aber er hat sich allemal gelohnt, denn er enthielt viele beispielhafte Lösungen oder doch Lösungsansätze für heute in ganz Deutschland anstehende gesellschaftliche Probleme.

Sie leben in manchen Überlegungen und Urteilen der Heutigen fort, was nichts mit nostalgischer Verklärung zu tun hat. So kommt z. B. die oben bereits erwähnte Langzeitstudie des Leipziger Jugendforschungsinstitut zu folgendem interessanten Ergebnis:

-     Anderthalb Jahrzehnte nach der Wende ist es nicht gelungen, die damaligen Jugendlichen (zu Beginn der Langzeitstudie 1987 im Alter von 16, 17 Jahren) für die neuen Verhältnisse einzunehmen. Die meisten sehen sich als Deutsche zweiter Klasse, empfinden das System von Leitung und Verteilung als nicht gerecht.

-     Das Resümee der Umfrage lautet (wie bereits in den letzten Jahren): Die DDR wollen die meisten nicht zurück, aber die Gesellschaft, in der sie leben, erfüllt ihre Erwartungen ebenso wenig. 40 Prozent der jungen Erwachsenen, so deren Aussage, würden inzwischen einen reformierten Sozialismus vorziehen. Gerade noch vier Prozent glauben daran, dass die jetzige Gesellschaft die dringenden Menschheitsprobleme zu lösen im Stande ist.

Wie aber nun aus der gegenwärtigen gesamtgesellschaftlichen Misere Zukünftiges gestalten? Wie schwierig das ist und noch sein wird, schreibt m. E. Wolfgang Engler in dem bereits vorn genannten Buch treffend:

„Woran es derzeit am schmerzlichsten fehlt, ist ein Phantasie und Intellekt belebendes Projekt; eine mobilisierende Vorstellung dessen, was sein soll einschließlich einer Verständigung über den Weg, der dorthin führt, das heißt zumindest: über den nächsten Schritt."

Wie es sich einmal gestalten wird, ist aus heutiger Sicht noch weitgehend unklar. Klar ist nur eines: das Neue kann nicht ein Abbild des Vergangenen sein. Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht. Aber man wird auf vielen Gebieten an DDR-Lösungen anknüpfen können. Es wird kaum wieder Jugendbrigaden und Jugendobjekte im ehemaligen DDR-Stil geben. Aber positive Lösungsansätze waren gegeben und ihre Spuren sind bewahrenswert.

Kollektive Arbeit wird eines Tages wieder mehr in den Vordergrund treten. Das soziale Umfeld wird als Stimulans für ein produktives Verhältnis zur eigenen Arbeitsleistung wieder an Bedeutung gewinnen.

Eine wichtige Spur besteht darin, dass wir zukünftige Verhältnisse anstreben, in der gute Arbeit in Solidarität und gegenseitiger Hilfe geleistet werden kann, in denen die zum Kapitalismus gehörigen Motivationen für übersteigerte Arbeitsintensität wie insbesondere Arbeitslosigkeit und Konkurrenzdruck unter den Arbeitenden weggefallen sind.

Das setzt letztlich Vollbeschäftigung voraus.

 

Ein richtiger Ansatz ist dabei sowohl im EU Verfassungsentwurf als auch im PDS-Wahlprogramm für die Wahl zum Europäischen Parlament am 13 Juni 2004 erkennbar. In der Präambel wird z B folgende Prämisse betont: „Wir wollen eine Europäische Union, die Vollbeschäftigung und dem sozialen Fortschritt angesichts der unverändert hohen Massenarbeitslosigkeit höchste Priorität beimisst...“ Aber wie Vollbeschäftigung erreichen? Welcher ist der Weg, welcher der erste Schritt?

Und hier zeigt sich m. E. die PDS - um es kulant auszudrücken - noch zu zaghaft und unentschlossen hinsichtlich des Aufzeigens eines Weges oder zumindest erster Schritte zu solchem Ziel. Vollbeschäftigung kann eines fernen Tages nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen erreicht werden. Solange Profitwirtschaft dominiert, wird daraus nichts werden.

Eine Voraussetzung wäre zumindest die Einschränkung der gegenwärtig alleinigen Vorherrschaft der großen Konzerne und Banken. Das Grundgesetz der Bundesrepublik gäbe dazu die Möglichkeit. Das wäre der richtige Ansatz zur schrittweisen Umgestaltung der herrschenden Produktionsverhältnisse in Richtung auf „Demokratischen Sozialismus" mit einer Non Profit-orientierten Produktionsweise. Erst dann - und nur dann - wird man auch das Ziel Vollbeschäftigung wirklich in Angriff nehmen können.

Welche aktuellen und weitreichenden Fragen bewegen die Menschen heute, die angesichts fortschreitender Globalisierung einer Antwort bedürfen? Das sind u. a. solche wie Wann wird die Globalisierungspolitik des großen Kapitals an ihren schreienden Widersprüchen ersticken und einer weltweiten Kooperation im Dienste humanistischer Ziele weichen müssen?

Wie lange kann sich die gegenwärtige neoliberale Politik angesichts der wachsenden Widersprüche in Deutschland, Europa und den USA noch behaupten?

Viele Hoffnungen gelten der neu gegründeten Partei der Europäischen Linken. So lassen das Anfang Mai 2004 von vorerst 11 Parteien auf dem Gründungskongress m Rom verabschiedete Programm und Statut hoffen, dass die heute noch oftmals vorherrschende Zerstrittenheit der europäischen Linksparteien schrittweise überwunden wird. Wieder mehr vereintes Auftreten und Handeln sowie stärkeres Zusammenwirken mit globalisierungskritischen Bewegungen und Gewerkschaften sind dringend erforderlich zur Erreichung schrittweiser positiver Veränderungen im gesamteuropäischen Rahmen. Die Gründung der Partei der Europäischen Linken ist zwar nur ein bescheidener Ansatz, aber es ist einer.

Doch abschließend zurück zu den Spuren in die Zukunft, die in der DDR gelegt wurden.

Wir haben es in bester Absicht mit dem Sozialismus „versucht". Der Versuch ist missglückt. Aber warum sollte man es nicht noch einmal versuchen? Die Fehler des ersten Versuchs vermeiden, die Spur wieder aufnehmen und das, was gut war, bewahren! Und dazu heißt es auch im Programm der Partei des Demokratischen Sozialismus, beschlossen von der 2 Tagung des 8 Parteitages der PDS im Oktober 2003 in Chemnitz: „Wir beurteilen die Geschichte der DDR nicht allem aus der Perspektive ihres Scheiterns und geben der vorherrschenden Totalkritik nicht nach. Diese Geschichte ist eine Quelle wichtiger Lehren und Erfahrungen, die im Ringen um Sozialismus gewonnen wurden und nicht m Vergessenheit geraten dürfen."


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