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Dieter Bauke
Gegenwart und Zukunft...
Die Idee der Herausgeber, die „Spurensicherung" in die Zukunft zu verfolgen, regte mich zu vielen Überlegungen an. Ein alter, leider schon verstorbener Genosse, ehemaliger Sozialdemokrat, sagte mir immer: Zeig es an Beispielen. Der Übergang zur Fabrik erzwang die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Auflosung der Familie, damit die Arbeitskräfte den Fabriken zur Verfugung stehen, die Reduzierung aller vielfältigen sozialen Beziehungen auf Ware-Geld-Beziehungen. Und er sagte auch: Das Neue entwickelt sich im Alten, und alle Bedingungen müssen gereift sein, damit das Um schlagen in der Gesellschaft stattfindet und das Neue dauerhaft gesichert werden kann. Hier setzen meine Überlegungen an. Wo sind die Elemente des Neuen, die sich in dieser Gesellschaft entwickeln, wo kann ich mitwirken, das Neue voran zu treiben? Welche Ansätze gibt es in dieser BRD?
In vielen Gesprächen, die ich führte, wurde schwindende Vielfalt festgestellt, der Begriff „Erosion" wurde benutzt. Die Sprachenvielfalt geht zurück, Englisch wird zur dominierenden Weltsprache, und auch das Internet treibt diese Entwicklung voran. Die kulturelle Vielfalt geht zurück, Essen oder Brauchtum werden uniformer, aus tauschbarer (Mac und Burger lassen grüßen!“). „Superstar-Suche" ist Kommerz, der mit den Wünschen und Träumen von Jugendlichen und deren Perspektivlosigkeit Schindluder treibt. Solcher „Leistungssport", wie wir ihn kommerziell aufbereitet im Fernsehen finden, wird nicht gebraucht, seine Spitzenpositionen entarten. Sport soll doch Körpertraining, Ausgleich, Gesundheitselement, Leistungsvergleich sein - nicht Fitness und Körperwahn. Die Erosion der politischen Vielfalt (Staaten in Europa oder anderswo) in Richtung „Regionen", die anders aussehen werden als die heutigen Länder, Regionen also, die ja nur künstliche politische Gebilde sind zur Durchsetzung von politischen, also letztlich ökonomischen Interessen. Dies lauft parallel mit der „Politikmüdigkeit" und der Wahlverweigerung, einer „Erosion" des Engagements...
Klassische politische Strukturen sind Ausdruck polarisierter politischer Positionen. Ihre Macht schwindet, wird nur durch sie selbst gehalten und nicht als Interessenvertretung des Volkes. Wählergemeinschaften und andere Gruppierungen treten immer mehr in den Vordergrund, Koalitionen zur Durchsetzung von Interessen Parteien können nicht „für alles da sein". Auf diese Überforderung wird mit Aktionsbündnissen und vielen anderen Strukturen reagiert. Bürokratie zeigt das Ende der progressiven Entwicklung eines Gemeinwesens. Wenn über Regeln, Normen oder Gesetze versucht wird, bestehende Situationen festzuhalten, wird die Entwicklung, der Fortschritt gebremst, die Politik wird konservativ. Das Positive einer Gesellschaft erhalten - dem stimmt wohl jeder zu. Aber wir entwickeln uns weiter - und da wird konservative Politik zum Hemmschuh der gesellschaftlichen Entwicklung. Eine Demokratisierung der Gesellschaft wird erwartet, hin zur Rätedemokratie?
Solche „Erosionen" sind Vereinheitlichungen, „Glättungen", Vergesellschaftungen der Strukturen und damit Elemente, die man auch bei „Globalisierung" benennen kann:
-
Multikulturelle Mischung der Völker.
-
Internationalisierung
der Forschung wegen besserer Kommunikationsmöglichkeiten,
aber auch wegen der Komplexität der Forschungsgegenstände (und der damit
hohen Forschungskosten).
-
Wir sind „eine
Welt" im Internet, bei Reisen usw. und werden es immer mehr auch in Produktion und Distribution. ...
Aber nicht nur die Gegenwart, auch unsere Geschichte erhellt Trends. Die Auflösung der 3-Generationen-Familie (z. B. in Gestalt des „Altenteils") führte zu großen Anforderungen bei der materiellen Absicherung der Alten, ganz abgesehen von der Trennung der Familien und der sozialen Verarmung. Auf Ersteres wurde mit der Rentenversicherung reagiert, dem „Generationenvertrag", der eine Vergesellschaftung der ökonomischen Verantwortung der Jungen gegenüber den Alten beinhaltet, hier der Kinder für die Eltern. Aber, wie kürzlich zu lesen war: Wo der Kapitalismus regiert, geht, und das gilt weltweit, die Geburtenrate zurück! Und damit ist der „Generationenvertrag" nicht mehr realisierbar, schon wird die Enkelgeneration zur Leistung herangezogen ... Die Auflösung des „Generationenvertrages" bedeutet einen gesellschaftlichen Kollaps, wir brauchen einen neuen Ansatz. Diskutiert wird der Weg der Re-Individualisierung (private Rentenversicherung), aber noch nicht der Weg weiterer Vergesellschaftung (Steuerfinanzierung der Renten).
Ein weiterer Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft: Individuelle Arbeit wird in der materiellen Produktion immer weniger gebraucht (bis hin zur „verlorenen Generation" der jetzigen Jugend), aber gesellschaftliche Arbeit wird immer mehr gebraucht. Also auch hier der Trend zur Vergesellschaftung: Ehrenamt, Naturschutz, Freizeit, Familie, lebenslanges Lernen, ... Auch in den „Goldenen Zwanziger Jahren" hatten wir eine vergleichbare Situation: Hochproduktive Arbeitsplätze, aber zu viele Arbeitsuchende und Unfähigkeit der politischen Parteien zur Lösung dieser Probleme. Die Entwicklung ging von der „Freien Marktwirtschaft" zur „Sozialen Marktwirtschaft". Zur Zeit findet aber eine „Deregulierung" statt, weil die Finanzierung des jetzigen Systems an seine Grenzen gelangt und die weitere gesellschaftliche Entwicklung unklar ist. Es scheint die Suche zu sein nach der neuen Rolle des Staates im Umgang mit der Ökonomie und dem Sozialen. Auch hier wieder, wie vorn bei den Renten: Ein Zurück in „alte Zeiten" wird diskutiert und beschritten, weil dies (schon bekannte) beherrschbare (?) Strukturen sind. Neue Beziehungen zwischen den Menschen, den Unternehmen und den staatlichen Strukturen zu entwickeln, erscheint als ein „riskantes Unterfangen", weil keine Ziele formuliert werden. So wie es ist, geht es nicht weiter, aber wie soll es weitergehen - und wohin? Das Beispiel der notwendigen Steuerfinanzierung der Renten weist den Weg der Entwicklung auf weitere Vergesellschaftung der Leistungen.
Viele dieser Fragen und Ansätze habe ich in den letzten Jahren mit jungen Menschen diskutiert. Die Erfahrungen der DDR kennen viele nicht mehr aus persönlichem Erleben. Aus den Erzählungen ihrer Eltern oder Freunde wissen sie einzelne Elemente und bringen sie ein: Muss es denn so viele verschiedene Banken oder Versicherungsunternehmen geben? Das System der Kindertagesstätten oder der Polikliniken hat auch effektiv funktioniert. Kino und Theater waren viel billiger ... Aber das DDR-Bild ist verklärt durch die ältere Generation als Informationsquelle: „schwärmende Erinnerungen" Einiger und Verteufelungen durch Andere. Welches ist das „richtige" Bild von der DDR, wird gefragt. Was war gut, was erhaltenswert? Was ich aus meinem Erleben berichte, wird interessiert aufgenommen. Aber ich weise auch darauf hin: So, wie die DDR war, wird ein neues, anderes Deutschland nicht werden. Die Entwicklungen der modernen Technologien, der „Erosionen" der sozialen Strukturen, die Umverteilung der Arbeit und die vielen anderen Fragen müssen auf neue Art beantwortet werden. Und das ist die Aufgabe der heutigen Jugend!
Ende 2003/Anfang 2004 hatte ich Gelegenheit, eine Gruppe junger Menschen zu befragen. Sie berichten darüber:
Wir, die befragte Gruppe, bestehen aus 18 jungen Menschen im Alter von 19 bis 24 Jahren und kommen alle aus Ostthüringen. Zur Zeit nehmen wir an einer halbjährigen Weiterbildungsmaßnahme teil. Alle Teilnehmer besitzen eine Berufausbildung im kaufmännischen oder verwaltungstechnischen Bereich. Eine große Zahl der Teilnehmer wurde nach der Ausbildung nicht von den Ausbildungsbetrieben übernommen. Gründe hierfür waren unter anderem:
-
Stellenabbau in
den Unternehmen,
-
Insolvenz von
Unternehmen,
-
Verhängte
Haushaltsperren des Freistaates Thüringen. (Dies betraf vor allem die Auszubildenden,
die im Öffentlichen Dienst gelernt haben.)
Den meisten von uns gelang es, trotzdem wieder Arbeit zu finden, jedoch oftmals nur befristet oder auf Zeitbasis. Einige landeten durch Insolvenzverfahren von Unternehmen nach nur kurzer Zeit wieder in der Arbeitslosigkeit.
Zu der von uns besuchten Maßnahme gehörte ein so genanntes „Profiling". Hier sprachen wir auch über unsere Gegenwart und Zukunft. Herr Bauke interessierte sich sehr für unsere Meinung zu diesen Themen und erfragte uns, ob wir Interesse daran hätten, unsere Gedanken nieder zu schreiben und auch anderen mitzuteilen. Und ob wir das hatten!
Deshalb waren wir einverstanden, an einer anonymen Umfrage teilzunehmen. So kam es also, dass wir in einer „ersten Sitzung" eine Art„Brainstorming" zu den Themenpunkten durchführten. Jeder erhielt einen Bogen, auf dem vier Fragen standen:
„Was gefällt mir in dieser BRD, an dieser Gesellschaft?"
„Was gefällt mir nicht?"
„Was sollte verändert werden?"
„Wie stelle ich mir die Zukunft vor?"
Jeder notierte seine Gedanken. Diese so entstandenen Stichpunkte wurden zusammengefasst und ergänzt. Einige Zeit später „verdichteten" wir die Antworten, weil viele Aspekte mehrfach benannt wurden. In der jetzigen Fassung ist nicht mehr erkennbar, wie oft einzelne Punkte benannt worden sind, aber wichtig sind uns alle. Zum Schluss möchten wir noch anmerken, dass unsere Meinung nicht die Gedanken aller Jugendlichen in Thüringen, sondern nur die in unserer Gruppe herrschenden Ideen und Vorstellungen widerspiegelt.
Was gefällt mir in dieser BRD, an dieser Gesellschaft?
-
Die BRD ist ein Staat mit einer sozialen Marktwirtschaft, was für jeden Bürger
eine Menge Vorteile bedeutet. Nicht nur
dass es bedeutet, dass wir Arbeitslosengeld, -hilfe
oder Sozialhilfe bekommen. Dadurch dass die BRD ein Sozialstaat ist, wird relativ
vielen Leuten geholfen, die zur Zeit keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben (Arbeitslosengeld,
Sozialhilfe). Auch andere Programme sind sehr hilfreich.
- Durch das Grundgesetz werden jedem Burger Meinungs- und Berufsfreiheit und andere Freiheiten und Rechte geboten. Somit wird der „demokratische Grundgedanke" auch noch nach 50 Jahren „groß geschrieben" Wir haben ein politisches Mitbestimmungsrecht. Die Politik übt keinen Druck aus und man kann jederzeit seine politische Meinung äußern.
- Uns gefällt, dass es ein politisch und wirtschaftlich sicheres Land ist und wir (wenn alles normal läuft) keine Angst vor Kriegen und Hungersnoten haben müssen, da wir in einer sehr sicheren Region auf der Welt leben und wir uns nicht in jede „Kleinigkeit" einmischen. Dies hat man wieder der Politik in Deutschland zu verdanken.
-
Durch die
soziale Absicherung werden die Versorgungsängste gering gehalten, was sich auch in den verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten
spiegelt.
-
In der BRD sind
laut Gesetz Mann und Frau gleich zu behandeln. Durch dieses Recht der Gleichheit und die verschiedenen Freiheiten ist für
jeden Bürger der BRD jeder Weg
offen. Man kann studieren, sich spezialisieren, eine Berufsausbildung anstreben,
Schauspieler werden. Alles hängt von einem selber ab, es wird nichts
vorgeschrieben.
Was gefällt mir nicht?
-
Deutschland ist
wohl das Land mit dem umfangreichsten und im Grunde genommen besten Sozialsystem der Welt. Dieses ist allerdings nicht
mehr lange finanzierbar. Schuld daran sind die mitunter sinnlosen
Politikreformen, welche dazu führen, dass die ohnehin hohen
Sozialabgaben und Steuern in die falschen Töpfe fließen.
-
Denn wie kann
es sein, dass die Amerikaner auf Grund wirtschaftlicher Interessen den Irak
zerbomben und wir Deutschen trotz Veto gegen diesen Krieg den Wiederaufbau mitfinanzieren. Es fließt auch viel Geld ins Ausland
bzw. an in Deutschland lebende Ausländer Es fehlen angemessene Gesetze für Asylbewerber/Ausländer.
Warum kommen so viele
Menschen aus armen Regionen hierher? Mögen sie die „rechtsangehauchte"
Meinung vieler hier? Garantiert nicht - Sie mögen die Freiheit, die sie hier
genießen.
-
Und trotz
konjunktureller Flaute und hoher Arbeitslosigkeit ändert sich hier nichts.
Viele Jugendliche haben einen guten Schul- bzw. Ausbildungsabschluss und bekommen trotzdem keine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz.
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Der hohe bürokratische
Aufwand lässt die Verwaltungskosten explodieren und sozial Benachteiligte wegen jeder Kleinigkeit aufs Amt rennen.
Warum sparen die Politiker ausgerechnet
im Bildungsbereich? Damit wir bei gewissen Studien (PISA) „sooo super"
abschneiden? Man sollte sich evtl. ein wenig an einige Prinzipien der ehemaligen
DDR halten - gerade was
die Bildung betrifft.
- Nicht alles, was von hier kam, war schlecht. Aber genau das denken zu viele „Westbürger". Und die Toleranz zwischen Ost und West wird dadurch nicht besser. Wir sind nach wie vor die dummen, faulen Ossis - ein Generationenkonflikt.
-
Es geht schon
bei den Kleinsten los: Kindergarten sind kaum bezahlbar - zu Ostzeiten undenkbar. Spielplätze verkommen, „konservatives"
Spielzeug wird unattraktiv Wild brabbelnde Teletubbies sind „in", Powerrangers werden zu Idolen.
Und die „älteren"
Kinder werden mit „DSDS"
und „GZSZ" am Boden ihres geistigen Niveaus gehalten.
- Vielleicht sollten die Medien teilweise wieder mehr unter staatliche Kontrolle gelangen, wenn es fähige Politiker gäbe, die sich der Sache annehmen wurden und könnten. Aber nein, man zitiert unfähige Leute in die Politik, erhöht deren Diäten und schmeißt sie (mit horrenden Abfindungen) nach meist kurzer Zeit wieder raus - ohne Konsequenzen für sie. Es gibt einfach keine klare Linie in der Regierung Die Parteien arbeiten gegen- anstatt miteinander und die Politiker reden sich nur die Stimmbänder wund. Das fuhrt zwangsläufig zur Zusammenhaltlosigkeit im Volk und zu daraus resultierender allgemeiner Depression.
-
Die Einführung
des EURO und der damit verbundene Anstieg der Lebenshaltungskosten trägt auf jeden Fall dazu bei.
-
Aber im Großen
und Ganzen geht s uns in Deutschland ganz gut. Wir nagen nicht am Hungertuch, wie das Kind im Kongo, das jeden Tag ums Überleben
kämpft. Holen wir es nach Deutschland, geben ihm einen subventionierten
Kindergartenplatz und später ein 40jähnges SV-Arbeitsverhältnis
Was sollte verändert werden?
-
Es sollten mehr
Lehrstellen und Arbeitsplätze geschaffen werden, so dass Jugendliche einen
Beruf erlernen können, der ihnen Spaß macht. Denn zur Zeit ist es so, das fast
jeder Jugendliche, der
einen Beruf erlernen mochte, auf abweichende Berufe übergehen muss, nur um überhaupt eine Lehrstelle zu bekommen.
-
Vor allen
Dingen sollte eine weitere Zukunft geboten werden, damit wir eine Perspektive sehen können.
-
Die Kluft
zwischen arm und reich sollte verringert werden. Die für Politiker gezahlten Diäten
sollten endlich gekürzt werden.
-
Gesetze und
Strafen für Verbrecher sollten endlich mal verstärkt und nicht meist gemildert werden.
-
Gerade für
Kinder und Jugendliche könnte man den Freizeitbereich etwas mehr gestalten. Denn auch durch die wenigen Freizeitmöglichkeiten
ist die Kriminalität der Jugendlichen stark gestiegen. Veränderungen am
gesamten Sozialsystem wären richtig lobenswert.
-
Die Steuern,
wie zum Beispiel die Ökosteuer, Tabaksteuer, Mineralölsteuer müssten bei dieser momentanen Wirtschaftslage auf jeden Fall
gesenkt werden. Im Allgemeinen sollten die Unterstützungen vom Staat mehr auf
deutsche Bürger fallen, besonders Ostdeutsche. Die Löhne und Gehälter in Ostdeutschland
sollen auf jeden Fall an die der alten
Bundesländer angeglichen werden.
-
Investitionen im
Bildungsbereich sollten mehr vom Bund und weniger vom Land ausgehen. Forderungen für Ganztagsschulen sind richtig
angebracht. Die Kita-Gebühren sollten stark gesenkt werden
-
Auch Frauen
sollten mehr Möglichkeiten bekommen, in Führungspositionen arbeiten zu dürfen. Das heißt, die Quote sollte auf 50 Prozent
erhöht werden.
-
Abgeordnete des
Bundestages sollten verstärkt aus der freien Wirtschaft und aus dem
normalen Volk kommen,
damit diese realitätsnah entscheiden können.
-
Die erst
entstandene Praxisgebühr sollte wieder abgeschafft werden, da diese Gebühr keinen
Sinn macht. Auch die Lohnnebenkosten sollten unbedingt gesenkt werden, denn dadurch
können Unternehmer auch wieder mehr Arbeiter einstellen.
Wie stelle ich mir die Zukunft vor?
- Wir wünschen uns eine feste Arbeit, die Spaß macht und wo wir uns nicht jeden Tag Gedanken darüber machen müssen, wie lange wir noch dabei sind. Mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Jugendliche, bessere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für alle. „Ich arbeite bis zur Rente (oder wie es dann heißt)."
-
Durch mehr
Arbeit wird sich die Wirtschaft verbessern, so dass damit auch dem Staat finanziell
geholfen wird beim Schuldenabbau.
-
Einige denken
auch optimistisch, dass die Zukunft ganz gut abläuft, denn irgendwie geht es immer weiter - oder muss weitergehen] Man kann es sich ja nicht
aussuchen, kann
nicht wissen, was die Zukunft bringt!
-
Wir wollen Träume
verwirklichen, ohne an jeden Euro zu denken, daran, wie wir diesen Monat über
die Runden kommen: Arbeitsplatz gesichert, Familiengründung, Kinder, Hausbau, Vorsorge fürs Alter, Freunde finden und
die vorhandenen halten, Gesundheit
bis in alle Ewigkeit.
-
Gar nicht so
einfach. Sie wäre einfacher, wenn ich erst mal einen Arbeitsplatz finde. Dann
könnte man auch mal dran denken, eine Familie zu gründen.
Soweit die (vielleicht nicht repräsentativen, aber interessanten) Umfrageergebnisse. Vorzüge der BRD werden von diesen jungen Leuten in vier Bereichen gesehen: Die ökonomische Grundsicherung und die sozialen Leistungen, dazu die Sicherung der bürgerlichen Freiheiten auf stabiler gesetzlicher Grundlage. Dies gibt Handlungssicherheit und Gestaltungsmöglichkeiten. Es wird aber auch festgehalten, dass diese Vorzüge erstarrt sind und teilweise in Nachteile umschlagen: Soziale Unterschiede und Arbeitslosigkeit, hohe Abgaben und Bürokratie, „meckern" und „sinnlose Politik" werden immer wieder benannt. Aus diesen Zukunftsängsten werden aber Änderungsvorschläge abgeleitet! Die Gegenwartsprobleme müssen zukunftsorientiert diskutiert werden, insbesondere die wirtschaftliche und soziale Entwicklung! Und dazu sind Investitionen in die Jugend nötig, und das wird wohl nicht nur aus Eigennutz der Befragten verlangt. Denn ihre Zukunftsvorstellungen sehen die jungen Menschen ganz klar: ihr privates und familiäres Glück ist verbunden mit Arbeit, mit dem Einbringen in die Gesellschaft. - Neben „alltäglichen" Aussagen stehen auch Ansätze, die zeigen, dass die jungen Menschen (nicht alle, aber die Befragten) über Staat, Gesellschaft und Zukunft nachdenken, und dass dabei der Optimismus überwiegt! Und hier engagiere ich mich: wer die Zukunft gestalten will, muss lernen und sich organisieren, um zu wissen was man will und wie man es erreichen kann. Denn diese Jugend gestaltet auch meine Zukunft!
Ich möchte mit einem kleinen Gedicht enden, das in der Aufbruchstimmung des demokratischen Neuaufbaus ca. 1947 entstand.
DAS MÄRCHEN DER EWIGKEIT (Kurt Gröbe)
Was ist
die flüchtige Gegenwart?
Das ist
die Hochzeit des Raums mit der Zeit.
In
ihrem Brautbett und Totensarg
Schlummert das Märchen der Ewigkeit.
Wer fragt, wann das Mädchen erwacht sein mag,
Der wisse, es schläft bis zum jüngsten Tag.
Wann aber der jüngste Tag beginnt?
In jeder Sekunde, die dich durchrinnt!
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