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Günter Klein

 Es musste trotzdem weitergehen

 Auszug aus meinem Tagebuch:

„Seit ein paar Tagen bin ich zu Hause. So richtig reingefunden in meine Lage habe ich mich noch nicht. Das Gefühl Urlaub zu haben ist vorherrschend. Mein Leiter und der Kaderleiter hatten mich bekniet, einen Aufhebungsvertrag zu machen. Wenn ich das nicht annehme, habe ich mit meiner Entlassung zu rechnen und mir gehen bestimmte Zuwendungen verloren. So war nach 38 Dienstjahren bei der Volkspolizei und insgesamt 45 Arbeitsjahren der 27. September 1990 mein letzter Arbeitstag.

Übermorgen ist der 3. Oktober. Als Tag der deutschen Einheit wird er propagiert. Teilweise erfolgen die Vorbereitungen mit großer Euphorie. Gaststätten rufen zum Feiern auf. Man beginnt, einzelne Wohnhäuser und viele Betriebe mit der schwarzrot-goldenen Fahne zu schmücken. Bei vielen der Fahnen befindet sich in der Mitte ein runder heller Fleck. Das habe ich doch schon einmal gesehen. Nach 1945 wurde das runde Hakenkreuz herausgetrennt und man hatte eine rote Fahne. Wie schnell man doch seine Fahne „in den Wind hängt“! Geschäfte sind ausgeschmückt und weisen auf den besonderen Tag hin. Die Medien überschlagen sich mit ihren Bekundungen. Das „Tageblatt“, die Hallesche Tageszeitung der LDPD, brachte auf einer ganzen Seite einen Ausspruch von Johann Wolfgang von Goethe, den er am 23.10.1828 in Weimar kundtat: „Mir ist nicht bange, dass Deutschland nicht eins werde ... Vor allem sei es eins in Liebe untereinander!“ Warten wir ab, was noch alles geschehen wird.

Die Gaststätte „Krug zum grünen Kranze", sehr schön an der Saale gelegen, in die wir seit einigen Jahren monatlich einmal zum Tanzen gingen, hat ihre Gäste zur Einheitsfeier eingeladen (wie ich anschließend erfuhr, war dort unter anderem der Bundesaußenminister Genscher erschienen). Für mich kommt das nicht in Frage. Ich werde an diesem Tag keine Nachrichten im Fernsehen einschalten, beizeiten ins Bett gehen und die Decke über den Kopf ziehen. Man hat Riesenfeuerwerk und Raketenknallerei angekündigt. Davon will ich nichts hören. „Tag der Wiedervereinigung“? - Meine nicht! Als ich in den 50er Jahren für die Einheit Deutschlands eintrat und mich an entsprechenden Agitationseinsätzen beteiligte, war das ein erstrebenswertes Ziel. Dieses sehe ich jetzt nicht. Heute geht es nur um die Zerschlagung meines Staates, der DDR, für den ich meine ganze Kraft gegeben habe. Ich wollte den Sozialismus, einen sozialistischen Staat. Nun kommen wir wieder im Kapitalismus an.“

Feierlich begangen wurde der Tag auch in einer NVA-Dienststelle, der Fähnrichschule in Prora auf Rügen. Ich sah mir darüber, bei einem Besuch in Binz, ein Video an. Das möchte ich kurz beschreiben: Der Leiter der Dienststelle, ein Oberst der NVA, ließ am 2. Oktober 1990 die gesamte Einheit antreten. Er verabschiedete bei diesem Appell die Soldaten, Unteroffiziere, Fähnriche, Offiziere und Zivilangestellten aus dem Dienst in der NVA, hob hervor, dass die NVA einiges zur Erhaltung des Friedens getan habe und dankte den angetretenen Truppen. Dann erteilte er den Befehl, die Truppenfahne einzuholen.

Am anderen Morgen, dem 3. Oktober, stand der gleiche Personenkreis auf dem gleichen Appellplatz. Nur die Uniformen waren andere. Über Nacht wurden die Uniformen der NVA ausgezogen, abgegeben und die der Bundeswehr angezogen. Die in der Nacht zum 3. Oktober diensthabende Wache zog bereits um 0,00 Uhr in der Uniform der Bundeswehr auf. Jetzt waren sie alle Bundeswehrangehörige. Der gleiche Oberst hielt eine zündende Ansprache über die Bedeutung des Dienstes in der Bundeswehr. Die Fahne der Bundeswehr wurde am gleichen Mast gehisst, an welchem am Vortag noch die Fahne der NVA hing. Ein Offizier der Bundeswehr, aus der BRD kommend, begrüßte die neuen Kameraden. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. So hatte ich lange nicht mehr geweint. Das im Video Festgehaltene erregte mich kolossal. Hier wurden die NVA-Angehörigen, ihre Bewaffnung und Ausrüstung, von einem ehemaligen Bausoldaten, dem Herrn Eppelmann, welchen die DDR-Regierung im März 1990 als Abrüstungsminister einsetzte, und seinen Vasallen verhökert. So wie früher die Landsknechte von einem Landesherren zum anderen wechselten, da sie dort einen besseren Sold erhielten, oder sie verkauft wurden, nutzte man hier die Existenzangst einer großen Zahl von NVA-Angehörigen aus, um sie der Bundeswehr einzuverleiben.

Ich selber hörte mir am 3. Oktober die Schallplatte vom Militärkonzert zur 750-Jahr-Feier von Berlin an. Aber wie sollte ich mit meiner Zukunft umgehen? Das wusste ich jetzt noch nicht. Es regte mich alles auf, was um mich herum geschah. So war es mir nicht möglich, zu verdauen, wie ehemaligen überzeugten Genossen plötzlich von nichts mehr etwas wissen wollten. Wieder, wie bei der Zerschlagung des Faschismus im Jahre 1945, kamen solche Aussagen auf: „Ich war doch nur zahlendes Mitglied in der SED“; „Ich war doch nur kleiner Mitläufer und wurde nicht gefragt“.

Ich selber trat im Dezember 1989, nach dem Parteitag der SED/PDS aus dieser Partei aus. Meinen Austritt begründete ich schriftlich. Ich war mit dem neuen Programm, einigen Zielstellungen und Aussagen über die DDR und ihre Organe, nicht einverstanden und konnte diese Politik nicht mehr mittragen.

Gregor Gysi sprach in seinem Referat vor dem Sonderparteitag von der Auflösung der Kampfgruppen, von der Absicht, sie in unbewaffnete Formationen umzuwandeln. Im gleichen Zusammenhang sprach er von der Auflösung der Parteibüros und des hauptamtlichen Funktionärskörpers in den Betrieben. Die Organisationsform, mit der wir den größten Einfluss auf die Werktätigen hatten, sollte also abgeschafft werden. Er sagte: „Wie allen anderen Parteien und Bewegungen kann uns nicht untersagt werden, in den Betrieben wirksam zu werden. Wir lassen uns von der Arbeiterklasse nicht trennen. Wenngleich wir über neue Strukturen nachdenken.“ (ND, 9./10.12.89).

Aber die SED war sehr schnell aus sämtlichen Betrieben und Institutionen heraus.

Auf diesem Parteitag sagte Gysi auch: „Die Volkspolizei hat nach den Ereignissen im Oktober viel dazu beigetragen, Vertrauen zu gewinnen. Heute wird sie praktisch von allen Parteien und Bewegungen immer mehr anerkannt, weil sie deutlich zur Polizei des Volkes wird!“

Diese Aussage hat mich am meisten erregt. Wenn man heute noch von verordneten Feiern und Gedenktagen spricht (der „Tag der Volkspolizei“ war verordnet), so erhielten wir VP-Angehörigen doch von vielen Seiten ganz unverordnete Anerkennung. Aus meiner Zeit als Abschnittsbevollmächtigter habe ich noch Bücher stehen, welche mir von Ausschüssen der Nationalen Front, von Organisationen des Demokratischen Frauenbundes und sogar vom Mitglied des Stadtvorstandes der CDU und Leiter des Union-Druckes Halle überreicht wurden. Diesen Bürgern wurden keine Auflagen erteilt, sie verfolgten nur aufmerksam die Tätigkeit der Volkspolizei und brachten ihre Wertschätzung zum Ausdruck In unserer gesamten Arbeit als VP-Angehörige dominierte die Verbundenheit mit der Bevölkerung, wenn auch manche politische Begebenheit (Zuarbeit zu Aufgaben, die sich aus dem Kalten Krieg ergaben) eine negative Wirkung auf das Ansehen der Volkspolizei hatte.

Ich hatte bei meinem Austritt aus der SED nicht die Absicht, mich aus dem politischen Leben zurück zu ziehen, sondern vertrat auch weiterhin meinen kommunistischen Standpunkt.

Bestärkt wurde ich in meinem Austrittsentschluss, als ich ein Interview der „Armee-Rundschau“ mit dem Kapitän zur See Dr. Wolfgang Scheler, Professor für Philosophie an der Militärakademie „Friedrich Engels“ las (AR 2/90), wo die Probleme einer Militärreform erläutert wurden Scheler sagte „In der Armee beansprucht die SED/ PDS überhaupt keinen Platz. Sie hat ihre Parteiorganisationen in den Streitkräften aufgelöst ...“ Und weiter zur Frage der seelsorgerischen Betreuung in der Armee „... sollte nunmehr auch eine Öffnung nach innen erfolgen, vielleicht im Zuge der Schaffung von Organen staatspolitischer Bildung und der damit einhergehenden Chance, eine Betätigung von Kirchenvertretern in der Truppe zu ermöglichen.“

Gerade in den ersten neunziger Jahren führte ich ständige Diskussionen gegen das, was man der DDR alles andichtete. Die alten und neuen BRD-Medien versuchten, überall „Verbrechen der DDR“ aufzudecken, wobei sie viel Gehör fanden. Die DDR ein „Verbrecherstaat“, die SED eine „Verbrecherorganisation“ usw. usw. Und man glaubte es. Da konnte ich meinen Mund nicht mehr halten und trat für die DDR ein.

Aus den Diskussionen zog ich den Schluss, dass bei all den Einschätzungen über die DDR, im großen Maße Generationsprobleme eine Rolle spielen. Ich stellte in meiner Parteiorganisation fest, dass vor der Wende junge Menschen in größerer Zahl in die Partei eintraten in der Hoffnung auf einen schnelleren Entwicklungsweg. Dazu muss gesagt werden, dass wir das als Partei auch stark unterstützten. Wir Älteren mussten immer mehr hinter der Jugend zurücktreten, und diese entwickelte ganz andere Ansichten und Haltungen als unsere Parteigeneration, die den Grundstein für die DDR gelegt hatte. Was weiß heute die Jugend davon, wie schwierig es war, die Arbeiterklasse für den Aufbau eines neuen Deutschland zu gewinnen, ohne ihre Forderungen nach einem materiell gesicherten Leben, höherem Lebensstandard, nach Urlaub und Erholung, nach zureichender gesundheitlicher Betreuung und vielem mehr schon erfüllen zu können! Im Klassenkampf wurden Entscheidungen notwendig, wie die Enteignungen der verschiedensten Art, die Bodenreform, auch die Festlegungen zum Schutz der Staatsgrenze. Alles das stößt heute bei jungen Leuten auf Unverständnis, auch wenn sie bis zur Wende unserer Partei angehörten. Wir stritten auch immer wieder über Themen aus der organisatorischen und propagandistischen Tätigkeit der Partei.

Im Juli 1990 hatten wir Verwandte meiner Frau in einem kleinen Ort bei Stuttgart besucht. Ich lernte sie erstmalig kennen und hatte einen guten Eindruck von ihnen. Wir wurden herzlich aufgenommen. Doch immer wieder kam zum Ausdruck, was wir armen DDR-Bürger in den 40 Jahren alles durchmachen mussten. Bekannte von dem Ehepaar kamen und wussten soviel Schlechtes über die DDR zu berichten, dass mir selber schlecht wurde. Dabei sind sie nie dort gewesen. Meine Frau und ich versuchten, ihnen einiges Wahre über die DDR zu erzählen, was sie einfach nicht glaubten. Als ich dann mitteilte, dass ich Marxist und Kommunist bin, hatte es diesen Leuten die Sprache verschlagen. Andererseits trat in der Unterhaltung wie auch in der Schwäbischen Presse hervor, dass in der BRD die faschistische Vergangenheit schlecht bewältigt wurde. Nationalismus und Völkerhass zeigten sich überall. Ich bekam damals Schriften des Vorsitzenden der DVU (Deutsche Volksunion), Dr. Gerhard Frey, und des ihm nahestehenden DSZ-Verlages in die Hand, welche nur so von Revanchismus und Nationalismus strotzten.

Anlässlich meines 60 Geburtstages im Juli 1991, erhielt ich von meinen Angehörigen eine Urlaubsreise nach Österreich geschenkt. Die Berge, die Landschaft hatten mich so beeindruckt, dass wir im August 1992 wieder eine Reise unternahmen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich wieder lange Zeit gegen die Reise war, mich mit meiner Frau auseinander setzte und lange brauchte, um meine Zustimmung zu geben. Dann wurde es aber wieder ein schöner Urlaub. Die Berge gefielen mir so gut. Es war und ist mir klar, dass wir auf Grund der politischen Lage aus der DDR nicht in dieses Land fahren konnten. Da es aber nun möglich war und wir sparsam lebten, konnten wir uns die Reisen leisten.

Im August 1991 aus Österreich zurückkommend, fand ich wieder keine Ruhe. Meine Meinungen zum Geschehen um mich herum teilte ich verschiedenen Zeitungen mit, aber es wurde nicht gedruckt, sondern mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Die Hetztiraden über die DDR brachten mich an einem Herbstmorgen des Jahres 1991 vollkommen in Erregung. Wie konnten Journalisten, die in der DDR studiert hatten und immer positive Berichte in der Presse absetzten, plötzlich so über den gewesenen Staat herfallen? Mein Herz krampfte sich zusammen. Die Schmerzen wurden immer stärker. Es wurde unerträglich und ich war allein zu Hause. Schnell begab ich mich zur nahegelegenen Praxis einer Ärztin, bei der ich noch nie gewesen war. Die Untersuchung fiel gar nicht gut aus. Sie bestellte umgehend den Krankentransport. Mit Sondersignal wurde ich in ein Krankenhaus transportiert. Das Ärzte- und Schwesternteam bemühte sich sofort um mich. Dann erklärte mir der Chefarzt, dass die Infarktgefahr erst einmal gebannt sei. Ich wurde noch einige Tage behandelt, dann erfolgte die Auswertung und das Abschlussgespräch. Der plötzliche Herzanfall war hauptsächlich psychisch bedingt.

Aber wie sollte es weitergehen? Ich kann doch nicht bei jeder Erregung einen neuen Anfall riskieren? Also Zeitungen abbestellen, sich nicht mehr um die ganze politische und wirtschaftliche Entwicklung im Staat kümmern, den Kopf in den Sand stecken? Nein, das konnte ich nicht. Ich musste schnellstens etwas unternehmen, um mich wieder aufzubauen Ich tat das einzig Richtige und begab mich zu einer Psychologin. Ihr Rat, mir eine Gemeinschaft zu suchen, wo ich möglichst meinen Frust abbauen konnte, wurde von mir als guter Hinweis aufgenommen.

Eines Tages, Ende 1992, las ich in einer Halleschen Tagespresse, dass sich in unserer Stadt ein Zirkel schreibender Senioren gegründet hatte. Ich nahm umgehend Kontakt auf und war bald Mitglied dieses Zirkels. Ich fand mich zwar schwer hinein, aber dann ging es immer besser. Ich wollte ja kein Schriftsteller werden, sondern mich nur betätigen. Bald begann ich, meine Autobiographie zu schreiben und kam besser zurecht.

Jetzt musste ich schon Hauswirtschaft (meine Frau arbeitete noch), Garten und Autobiographie unter einen Hut bringen. Das Leben wurde wieder interessanter, wenn nur nicht die blöde Politik gewesen wäre.

 

Feierstunde der KPD anlässlich des 75.Jahrestages der Märzkämpfe in Leuna

 

Da las ich im Februar 1993 im Neuen Deutschland ein Inserat der KPD mit Angabe der Kontaktadresse. Mit der Bitte um nähere Information schrieb ich und bekam auch schnell Antwort. Im April des Jahres klingelte es an unserer Wohnungstür und drei Männer standen vor mir. Vom Vorstand der KPD waren sie gekommen, um sich weiter mit mir zu unterhalten. So ging alles ganz schnell. Ich wurde als erstes Mitglied der KPD in Halle aufgenommen. Meine Aufgabe bestand darin, eine Stadtorganisation der Partei aufzubauen. Es war schwer für mich, dort heimisch zu werden, aber es gelang mir mit der Zeit, eine arbeitsfähige Organisation in Halle und Bernburg zu gründen. Zwar erhielt ich dabei immer wieder Rückschläge, aber ich scheute nicht zurück. Meine Genossen wählten mich in das ZK der Partei, dem ich dann mehrere Jahre angehörte, bis ich gesundheitliche Schwierigkeiten bekam. Aber es blieb mir immer noch die Aufgabe der Tätigkeit als Korrespondent des Organs der Partei „DIE ROTE FAHNE“.

Es gelang mir unter anderem, in meiner Parteiarbeit Kontakt zu der Gruppe der DKP (Deutsche Kommunistische Partei) in Halle aufzubauen. Die Verbindung wurde immer enger. Sie dehnte sich über Sachsen-Anhalt aus, und heute, wo ich dies schreibe, bereitet eine Listenverbindung beider Parteien die Teilnahme an den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt vor. Dass ich dafür mit den Grundstein legte, darauf bin ich stolz.

Ein Höhepunkt in meinen Reisen war der Flug nach Kuba. Über das Solidaritätskomitee Cuba si, hatte ich die Reise gebucht. Mit einer Reisegruppe ging es dann im Januar 1997 nach Havanna. Wir waren Gäste des Zentralkomitees der PCC (Partido Comunista de Cuba). Es war eine sehr erlebnisreiche Rundreise. Wir suchten viele Orte auf, sprachen in Betrieben, Gewerkschaftseinrichtungen, in Schulen und Kin dergärten mit Menschen aller Altersklassen. Im ZK der PCC und in der Parteihochschule wurden wir mit der Entwicklung Kubas vertraut gemacht. Man erklärte uns die Schwierigkeiten, die die Blockade durch die USA mit sich brachte, und die sich noch verstärkten, als das Sozialistische Weltlager zusammenbrach. Es wurde aber auch nachgewiesen, dass die Menschen Kubas nicht verzagen und immer wieder alles tun, um ihr Land wirtschaftlich zu stärken.

Durch Zufall, wir waren zu dritt und unterhielten uns in Sancti Spiritus auf der Straße, hörte ein dunkelhäutiger Kubaner unser Gespräch, kam heran und sprach uns mit einem guten Deutsch an. Er war aus einem gegenüberliegenden kleinen Haus gekommen, welches ihm gehört. Sieben Jahre hatte er, wie auch seine Ehefrau, in Döbeln bei Leipzig in einer Maschinenfabrik gearbeitet. Er bat uns, sein Häuschen zu besichtigen, was wir auch taten. Dort zeigte er uns eine Mappe mit den Urkunden die belegten, dass beide Ehepartner in Döbeln ihren Meister der Volkseigenen Industrie gemacht hatten, sowie Urkunden über staatliche Auszeichnungen der DDR. Die Freude war beiderseitig groß. Er wollte vor allem wissen, wie es jetzt den Menschen in der nicht mehr bestehenden DDR ginge. Wir unterrichteten ihn davon, wobei manches, was wir erzählten, bei ihm auf Unverständnis stieß.

Schnell waren die 14 Tage unseres Aufenthaltes herum. Mir war, als verlasse ich ein Stück Heimat. In mein Tagebuch schrieb ich: „Ich wünsche dem kubanischen Volk, dass es sein Ziel, den Sozialismus, trotz aller Anfeindungen erreicht und der Konterrevolution keine Chance zu einem Umsturz bietet.“

Ich bin zwar inzwischen nach Niedersachsen umgezogen, in der BRD bin ich trotzdem noch nicht angekommen. Zuviel trennt uns voneinander. 


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