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Fanfaren, Brot und Uniform
Anfangs war alles neu, aufregend und spannend. Man sprach von Mobilmachung, was bedeutete, daß viele Männer im Straßenbild mit feldgrauen Uniformen zu sehen waren, adrett und mit schneidigem Gebaren. Dann wurde es zunehmend kriegerischer, weil bewaffnete Fahrzeugkolonnen die Kleinstadt Greußen durchquerten. Daß deren Zielorte in Richtung Ostgrenze lagen, wurde uns aber erst später bekannt.
Und Meldungen kamen an einem schönen Sommertage, mitten in den Ferien, bei uns zu Hause über den Volksempfänger, die sogenannte „Goebbelsschnauze“. Markige Männerstimmen erbosten sich über die schrecklichen Polen, die einen deutschen Sender überfallen und deutsche Landsleute getötet hatten, so daß, wie Hitler verlauten ließ, die Vergeltung auf dem Fuße folgen müsse. Die Wochen und Monate danach waren voll von Siegesfanfaren. Das machte auch uns Kinder stolz. Weil es deutsche Väter und Brüder waren, die die Feinde unaufhaltsam in die Flucht schlugen. Hitler schien recht zu haben: Wir sind die besseren Menschen und haben auch die besseren Soldaten!
Und weil alles weit weg von zu Hause war, berührte uns der Krieg nur mittelbar. Zumal wir noch eine heile Familie waren. Vater wurde noch nicht in die feldgraue Uniform gesteckt, er fertigte sie als Schneider im Heeresbekleidungsamt nur an. Er war amtlich bestätigt unabkömmlich, „UK“. Außerdem galt er als „Blut- und Namenträger“, weil sein Vater im Ersten Weltkrieg gefallen und er einziger Sohn war. Ich ging täglich unbekümmert meiner Schulpflicht nach und vergnügte mich danach mit meinen Freunden und auch Freundinnen beim Spiel in der Stadt und ihrer schönen Umgebung.
Unmittelbar nach Kriegsbeginn war ich zehn Jahre alt und damit Pimpf geworden. Zum ersten Kriegsweihnachten lag eine nagelneue Pimpfuniform unter dem geschmückten Tannenbaum. Eine reiche Tante hatte sie mir geschenkt, da Vater wöchentlich nur etwa 20 Reichsmark verdiente. Für uns Pimpfe war jeder Mittwochnachmittag als „Dienst“ verplant. Auf dem Sportplatz hinter unserer Oberschule wurden in Gruppen, im Zug oder im Fähnlein militärische Ordnungsübungen trainiert. Im Geländespiel gingen zwei Züge aufeinander los, ganz nach Art und Weise unseres großen Vorbildes, der Wehrmacht. Da wurden „Späher“ eingesetzt, um den „Feind“ aufzuspüren und seine Fahne oder ein anderes Relikt zu erbeuten. Natürlich mußte der Feind auch physisch ausgeschaltet werden. Das geschah, indem ihm seine Armbinde oder eine andere Kennzeichnung entrissen wurden. „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie die Windhunde“ wollten wir werden, denn so hatte es Hitler befohlen. Und: „Dienst ist Dienst - Befehl ist Befehl“, das ging uns schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über.
Wenn es regnete, rückten wir zugweise in unsere Klassenräume ein, um Liedertexte zu lernen, zu singen oder den Lebenslauf Adolf Hitlers auswendig zu lernen: „Geboren am 20. April 1889 in Braunau am Inn ...“ usw. usf. Natürlich wurden auch die Erfolge unserer Wehrmacht besprochen und bejubelt. Einer von uns konnte die letzte Sondermeldung, die er mittags im Radio gehört hatte, fast wortwörtlich nachplappern. Er hätte das Zeug für einen Nachrichtensprecher gehabt.
Nach etwa einem Jahr Zugehörigkeit zum Deutschen Jungvolk verschlug es mich in den Fanfarenzug, wo ich auch bis zum Ende verblieb. Eigentlich hätte ich mit 14 Jahren in die Hitlerjugend übernommen werden müssen. Doch gute Fanfarenbläser und Trommler kann man nicht säen, und so blieben die besten auch über die Altersgrenze hinaus in diesem privilegierten Haufen. Unser Privileg zeigte sich am Sonntagvormittag zur „Jugendfilmstunde“. Jungvolk, Jungmädchen, Hitlerjugend und der Bund deutscher Mädchen trafen sich um 10.00 Uhr auf dem Marktplatz und marschierten danach in einer Kolonne zum Filmtheater. Der Fanfarenzug natürlich an der Spitze. Wir gaben den Marschtritt an und weckten die Anwohner aus ihrem Sonntagmorgenschlaf. Im Kino nahmen wir vor der Leinwand Aufstellung. Sodann ging das Getöse weiter. Im geschlossenen Raum war das wie Donnergrollen. Für uns wurden eine Reihe besonders guter Sitzplätze freigehalten, so daß wir uns nach dem Gong als Entschädigung für unsere Anstrengungen auf gepolsterte Sitze lümmeln konnten. Unsere Trommeln und Fanfaren blieben vorn ausgerichtet stehen, da sich am Ende der Vorführung das gleiche Spiel wiederholte. Ähnliche Auftritte hatten wir auch bei den zentralen Veranstaltungen der NSDAP-Ortsgruppe im Schützenhaus. Wir waren also ein angesehener Haufen, und unser „Dienst“ bestand hauptsächlich im Einstudieren und Verfeinern von Märschen. Zum Leidwesen meiner Mutter übte ich manchmal auch zu Hause. Und ihr SIDOL wurde schneller verbraucht als üblich. Denn das Blechwerk mußte ständig auf Hochglanz poliert werden, damit sich die Sonne und mein Gesicht darin spiegeln konnten.
Aber inzwischen wurde im Radio schon nicht mehr von stürmischen Vormärschen, sondern von planmäßigen Rückzügen gesprochen. Auch mein Vater war als Soldat in den Osten geschickt worden, und unsere Familie wartete nun wie die meisten anderen mit großer Sorge auf die Feldpost. In den letzten Kriegsmonaten war die Schule für uns schon Nebensache. Schließlich ging es um den Endsieg, und da durften auch wir Vierzehn-, Fünfzehnjährigen nicht abseits stehen. Im Januar 1945 wurden alle vom Jahrgang 1929 von der Schulbank weg in einen Eisenbahnzug verfrachtet und nach Kahla transportiert. Hier waren in einen Berg riesige Stollen getrieben worden, um darin einen Rüstungsbetrieb aufzubauen. Ein turbogetriebenes Jagdflugzeug sollte dort fabriziert werden, um mit seinem Einsatz den Wendepunkt des Krieges herbeizuführen. Oben hatte man den Berg abgeflacht und auf diese Weise ein Rollfeld geschaffen. Die fertigen Flugzeuge sollten mittels Seilbahn dorthin zum Start transportiert werden. Unsere Aufgabe war, das Rollfeld schneefrei und somit funktionsfähig zu halten. Der Winter war schon Jahre zuvor der Hauptfeind der Wehrmacht gewesen. Von der etwa drei Kilometer entfernten Notunterkunft marschierten wir etwa vier Wochen lang jeden Morgen zum Flugplatz, bewaffneten uns mit Schaufeln oder Schneeschiebern und gingen kolonnenweise ans Werk. Aber wir sahen kein einziges der siegbringenden Flugzeuge jemals starten.
Unser Mittagstisch bestand hauptsächlich aus Kohlrübensuppe, mal dünner und mal dicker gekocht. Dennoch taten die magere Kost und die unsinnige Arbeit unserer Zuversicht keinen wesentlichen Abbruch. Und als wir wieder nach Hause geschickt wurden, kamen zwar erste Zweifel an der Siegbarkeit auf, doch der Siegeswille blieb unbeeinträchtigt.
Bald danach kam der nächste Ruf des Vaterlandes. „Volkssturm“ war das von Goebbels erdachte Zauberwort. Alles, was an Männern noch kreuchte, alte und gebrechliche, sowie werdende, sollte den immer näher kommenden Feind nun endlich aufhalten und vernichtend schlagen. Und das ausschließlich mit Handfeuerwaffen, mit Panzerfaust und erbeuteten Karabinern, die schnell auf deutsche Munition umgerüstet worden waren. Meistens konnte man nur eine Patrone laden. So war es auch verständlich, daß einige vom „Volkswind“ sprachen. Alle wurden im „Schützenhaus“ provisorisch einquartiert und in die Handhabung der Waffen sowie taktische Verhaltensweisen eingewiesen. Danach sortierte man die „Neunundzwanziger“ wieder aus und setzte uns zur weiteren Ausbildung nach Waltershausen in Marsch. Das war Anfang April 1945.
Mittlerweile tobte der Krieg schon über fünf Jahre und kam scheinbar unaufhaltsam näher. Die langgehegte Siegeszuversicht schmolz allmählich dahin, und immer mehr Menschen spürten, daß es mit dem Krieg wohl doch nicht das Richtige gewesen sei. Auch viele Soldaten wünschten nur noch, wohlbehalten nach Hause zu kommen und begannen dafür eigene Wege zu suchen, notfalls auch durch den Gang in die Gefangenschaft. Noch richteten SS-Schergen und „Kettenhunde“ jeden aufgegriffenen Abtrünnigen an Ort und Stelle, aber sie sorgten sich auch um ihre eigene Haut.
Der Selbsterhaltungstrieb und der Wunsch „nach einem Leben danach“ bestimmte zunehmend auch unsere Gedanken. Als eines Abends unfern Geschützdonner zu hören war, gab man Waffen und Munition aus und setzte uns in Richtung Westen in Marsch. Der „Buschfunk“ vermeldete, daß eine Verteidigungslinie bezogen und versucht werden sollte, die anrückenden Amerikaner aufzuhalten. Mir hatte man eine Panzerfaust mit einer Granate und einen zum Einzellader umgebauten italienischen Karabiner in die Hand gedrückt. Wie alle anderen Jungen empfing ich dazu zehn Schuß Munition. Dieses Provisorium hat mir wohl den Restglauben an die Siegesfanfaren genommen.
Zum Glück war unser Zugführer, ein einarmiger Unteroffizier, gewiß in Gedanken auch schon Heimkehrer. Ihm fiel nicht auf, daß ich mich nachts bereits meiner Panzerfaust entledigt, sie über einen Gartenzaun geworfen hatte. Im Gegenteil. Bei Morgengrauen - wir waren eben wohlbehalten unter amerikanischem Artilleriebeschuß durchgeschlüpft - äußerte er, neben unserer Rotte gehend, er werde keinen suchen, der nicht mit der Kolonne Schritt halten könne. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Beim Durchqueren des nächsten Dorfes verschwand ich mit zwei weiteren Kameraden in einer Seitengasse, und wir verbargen uns bis gegen Mittag herzklopfend in einer bergwärts gelegenen Ruine. Aber der Unteroffizier hatte nicht geblufft. Niemand hielt nach uns Ausschau oder wollte uns vermissen.
Danach schlugen wir uns zwei Tage und Nächte über Arnstadt und Erfurt nach Hause durch, wobei wir Straßen mieden. Trotzdem mußten wir uns mehrmals vor amerikanischen Tieffliegern verstecken. Sie nahmen alles, was sich bewegte, ins Visier.
Unsere Karabiner hatten wir inzwischen nahe Arnstadt in hohem Bogen in einen Weiher geworfen. So waren wir zwar noch uniformiert, aber kaum als Soldaten wahrzunehmen. Wer achtet auf ausgewachsene Kinder, denen der Flaum im Gesicht steht? Auch die da in längsgestreiftem Tuch, Holzpantoffeln an den Füßen, unseren Weg kreuzten, nahmen keine Notiz von uns. Uns erschienen sie wie Bewohner eines anderen Sterns, abgemagert und zerschlissen. Daß es ehemalige KZ-Häftlinge waren, wurde uns erst später bewußt.
Einen von uns übergaben wir in Gispersleben der heimischen Obhut. Und als endlich die Greußener Kirchturmspitze, der Rathausturm und das Raiffeisensilo in unser Blickfeld kamen, wischte Freude alle Sorge von uns ab. Endlich wieder zu Hause. Endlich wieder die vertrauten Straßen und Gassen, die vom Krieg nahezu verschont geblieben waren.
Wenige Tage danach zogen die Amerikaner in unser Städtchen ein und blieben für einige Wochen, bis sie von sowjetischen Truppen abgelöst wurden.
Was nun? Ich dachte mir: Jetzt muß etwas Neues beginnen, jetzt geht dein Leben erst richtig los. Jetzt muß etwas in Gang kommen, was es vorher nicht geben konnte und nicht geben durfte. Frei sein! Ich spürte, daß meine Kindheit und Jugend vorbei waren, daß ich mein weiteres Leben als Mann bestreiten mußte. Aber es sollte nicht mehr von anderen, sondern nur von mir selbst bestimmt werden.
Zunächst gab ich den Besuch der Oberschule auf und begann ab August 1945 eine Lehre als Bäcker. Und während andere Burschen ihrem Meister drei Jahre dienen mußten, durfte ich schon nach zweiundzwanzig Monden die Gesellenprüfung ablegen. Mein Meister fand, daß ich geschickte große Hände habe, die es ermöglichten, in jeder einen Teigklumpen zum Brotlaib zu formen. Auch mit dem anderen nachkriegsüblichen Backwerk konnte ich verkaufswürdig umgehen. Mein Berufsschullehrer bekniete mich während der Lehrzeit und später, in seine Fußstapfen zu treten. Wenn ich partout die Oberschule nicht weitermachen wolle, sollte ich nach der Lehre die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät besuchen, war seine Auffassung. Das geistige Rüstzeug dazu hätte ich. Doch mit dem Geist hat es seine eigene Bewandtnis.
Ich liebte meinen Beruf, wenngleich ich das Gefühl hatte, daß er mich nicht ausfüllte. In jener Zeit sah ich keine Möglichkeit der beruflichen Entwicklung. Der Arbeitsalltag erschien mir trist und wenig optimistisch. Bäcker war ich. Um aber das Konditorhandwerk noch hinzuzulernen und womöglich einmal aus der von meinem Vater gepachteten Gaststätte ein Café werden zu lassen, dafür gab es in der Nachkriegszeit zu viele Fragezeichen. So liebäugelte ich mit einer anderen Beschäftigung, fern von dieser kleinbürgerlichen Idylle.
Hinzu kam, daß sich mein Geist aufsässig gegen Vaters vermeintliche Willkür gebärdete. Der meinte, daß der Bäckergeselle, wenn er am späten Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, noch Dienstleistungen für das Wohl der Familie und den Ertrag der Gastwirtschaft zu erbringen habe. So zum Beispiel Brennholz sägen und in handliche Stücke spalten. Bierfässer aus der nahen Brauerei holen, wenn das Glas-Bier-Geschäft zu stocken drohte, weil der offizielle Liefertag noch fern lag. Oder mit geschulterter Hacke zum Miniacker staken, um Kartoffeln, Rüben und Getreide vom Unkraut zu befreien.
Hin und wieder waren mir solche „Strafarbeiten“ verständlich, weil sie auch mir Nutzen brachten. Doch mehr und mehr sperrte ich mich dagegen und war über solches Ansinnen sauer wie gegorener Brotteig. Denn immerhin hatte mein Backtag schon zu nachtschlafender Zeit begonnen, und mir lagen danach zehn Stunden Arbeit in der Backstube und am Backofen in den Knochen. Bis ich abends den Sauerteig für den folgenden Tag herrichten mußte, wollte ich nach eigener Fasson selig werden - mit Mädchen bummeln, mich im Städtischen Freibad sonnen oder einfach gammeln. Ich wollte die Freiheit auskosten, die sich uns mit der neuen Ordnung auftat. Mit Freunden und Freundinnen nach Feierabend zusammen sein, tanzen und feiern gehen, so richtig „die Sau rauslassen“.
Natürlich war diese neue Freiheit auch nur relativ. Razzien der sowjetischen Truppen auf Tanzsälen waren keine Seltenheit und kamen oft wie aus heiterem Himmel. „Dawai, Fritz!“, war das allen verständliche Kommando, und ab ging es per LKW zum nächsten Dreschplatz, um Getreidebündel abzuladen und in die bereitstehenden Maschinen zu werfen. Das Korn wurde gebraucht, für die Sowjetischen Besatzungstruppen wie für die Bevölkerung. Oder einige Waggons Kohle mußten entladen werden. Da waren wir jungen Männer geeignete Arbeitskräfte. Natürlich maulten wir, zumal wir oft unsere einzige lange Hose und ein frischgebügeltes Hemd auf dem Leib hatten.
Eines Tages riet mir ein alter Kommunist, mich mit dem Inhalt des Buches „Fragen des Leninismus“ von J. W. Stalin vertraut zu machen. Ich kaufte das Buch und blätterte anfangs unentschlossen darin herum, weil ich nicht wußte, was zum Verständnis für die neue Zeit wichtig und was weniger von Bedeutung war. Außerdem fand ich Begriffe darin, die mir wie „böhmische Dörfer“ vorkamen.
Was stellt sich ein Achtzehnjähriger, der kurz zuvor den Kopf voller völkischer Vokabeln hatte, zum Beispiel unter „Diktatur des Proletariats“ vor? Proleten kreisten in meinem Kopf noch als armselige Geschöpfe und Abtrünnige herum, als zum Teil arbeitsscheue Elemente, die einen Stall voller Kinder, aber nicht genügend Geld haben, diese ausreichend zu ernähren und wenig Kenntnis, sie zu erziehen und zu bilden. Da suchte der Kleinbürger in mir seine Berechtigung. Meine Herkunft lag zwar auch auf der Ebene der Arbeiterschaft, doch als Proleten verstand ich uns nicht.
Im besagten Buch las ich dann, daß es darum gehe, die durch die proletarische Revolution errungene Macht gegen die gestürzten Großgrundbesitzer und Kapitalisten zu behaupten, ihre Versuche zur Wiederherstellung der Macht des Kapitals zunichte zu machen. Das schien mir durchaus verständlich. Schließlich waren die jetzt Gestürzten und Entmachteten für das Dilemma Deutschlands verantwortlich. Das noch einmal zu erleben, war wahrhaftig nicht im Sinne meines jungen Lebens. Und weiter stand im Buch, daß der neue Aufbau im Geiste des Zusammenschlusses aller Werktätigen um das Proletariat zu organisieren sei und es gelte, die Revolution zu bewaffnen. Auch das war einleuchtend.
Und dann begann sich ein Bild aufzuhellen, das in mir niemals ganz ausgelöscht worden war. Dieser Wunsch hatte schon in meinen Kinderschuhen gesteckt und war aufgelebt, als die deutsche Wehrmacht sich in schmucker Dienstkleidung präsentierte und von Erfolg zu Erfolg marschierte. Das Wunschbild war nur verblaßt, als die Tage des Krieges immer länger und für uns alle immer dunkler wurden, aber nun war es wieder da: Ich wollte mein Leben in Uniform gestalten.
Es waren also sehr unterschiedliche Gründe, die mich veranlaßten, im
August 1949 freiwillig eine neue Unterordnung zu akzeptieren und die Uniform zum
„Schutz der Arbeiter-und-Bauern-Macht“ anzuziehen. Erst sollte sie mich nur
einige Jahre kleiden. Vierzig sind daraus geworden.
Lorenz
Eyck
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