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Günter Benser

  Auf den Direktorstuhl katapultiert 

Vor mir liegt ein Protokoll. Es besagt, daß am 21. Dezember 1989 eine Vollversammlung des Instituts für Marxismus-Leninismus durchgeführt und Günter Benser in offener Abstimmung mit 298 Stimmen bei 1 Gegenstimme und 14 Stimmenthaltungen zum Institutsdirektor gewählt worden ist. Zum ersten Male in seiner bereits vier Jahrzehnte währenden Existenz gab es einen gewählten Direktor dieser ursprünglich beim Zentralkomitee der SED installierten Einrichtung, die bald darauf den Namen Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung (IfGA) annahm.

Der Umbruch des Herbstes 1989 katapultierte mich auf einen Direktorstuhl, auf dem ich nie sitzen wollte. Doch nun war eine Situation eingetreten, in der ich nicht kneifen durfte. Also stellte ich mich dieser Aufgabe - wissend, daß ein Fortbestand dieses Instituts in bisheriger Größe und mit altem Inhalt weder möglich, noch gerechtfertigt und wünschenswert war. Es stand nur die Frage, ob es uns gelingt, einen Punkt zu finden, an dem der Abstieg gestoppt werden kann, an dem es möglich werden konnte, ein neuformiertes, effektives, sich in den Erneuerungsprozeß einschaltendes Institut zu etablieren. Das Amt des Institutsdirektors übte ich bis zum 31 März 1992 aus - erstaunlich lange, wie mir rückblickend scheint. Denn rund um uns ging in hektischer Eile und mit demütigenden Methoden die Abwicklung der Wissenschaftslandschaft der DDR vor sich.

Mein Denken und Handeln kreiste damals vor allem um zwei Pole Die Erneuerung der SED zu einer demokratisch sozialistischen Partei und die Neuprofiherung und Einordnung unseres Instituts in diesen Prozeß Meine Befindlichkeit und meine damalige Lagebeurteilung läßt sich am besten mit einem Text wiedergeben, den ich am 5 November 1989, am Tage nach der riesigen Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz geschrieben hatte Gedacht für die Zeitung „Neues Deutschland", dann aber doch nicht abgesandt, wurde er als Zeugnis meiner Selbstverständigung aufbewahrt

„Mit Sicherheit wird der 4 November 1989 als ein historischer Tag in die Geschichte der DDR eingehen Es ist wahr, nicht eine Tagung des Zentralkomitees oder eine Sitzung der Volkskammer haben den Damm gebrochen und die Erneuerung eingeleitet, sondern der Protest auf der Straße Dies ist eine Tatsache, die in unserer Geschichte fortwirken wird.

Ich gehöre zu denen, die es sich anders erhofft hatten: Die eigene Partei als der Impulsgeber für Erneuerung. Warum dies nicht gelungen ist, wird Historiker noch lange beschäftigen, denn dazu bedarf es der Analyse der jüngsten Vorgänge, der Überprüfung der Entscheidungen der achtziger Jahre und der Aufarbeitung der Defizite von Jahrzehnten. Aber auch wenn es gelungen wäre, das eigene Gelähmtsein rascher zu überwinden, hätte die Erneuerung von oben dem gegenwärtigen Prozeß nicht diese Tiefe und Unumkehrbarkeit geben können.

Drei Momente der Demo stimmen optimistisch: Sie war gewaltfrei. Sie war frei von einem die europäische Friedensordnung gefährdenden Nationalismus, und alle Sprecher bezogen sich auf einen erneuerten Sozialismus, zumindest hat sich keiner ausdrücklich davon abgegrenzt. Wenn Sozialismus eine solche konsensbildende Kraft besitzt, dann müssen 40 Jahre DDR etwas bewirkt haben. Ein solches Herangehen an Zukunftsgestaltung ist nämlich im anderen deutschen Staat derzeit undenkbar. Dann lassen sich aber vierzig Jahre DDR auch nicht auf einen permanenten Widerspruch zwischen Volk und Staatsmacht reduzieren. Wer den Sozialismus fortentwickeln will, der muß ihn zunächst einmal in seinem historischen Gewordensein annehmen, wie andere Völker ihre Geschichte auch mit den Licht und Schattenseiten annehmen. Wer von Erneuerung des Sozialismus spricht, der sollte auch bald einmal zu erkennen geben, was ihm Volkseigentum und genossenschaftliches Eigentum, was ihm geplante Wirtschaft, Chancengleichheit, soziale Sicherheit für alle, was ihm eine Staatsmacht, die den sozialistischen Aufbau zu organisieren und auch zu schützen vermag, bedeuten. Und er sollte auch einmal durchblicken lassen, ob es für ihn den Imperialismus und dessen Bedrohung noch gibt oder nicht. Von Faschismus, Neofaschismus und Antifaschismus war am Sonnabend nicht die Rede.

Es ist allerdings absehbar - dafür sprechen historische und gegenwärtige Erfahrungen - daß es beim allgemeinen Bekenntnis zum Sozialismus nicht bleiben wird. Es werden sich Leute melden, bei denen vom Sozialismus nicht mehr als das Wort übrigbleibt, bis schließlich auch das über Bord geworfen wird. Wenn das eintritt, wird das ,souveräne Volk’ gespalten sein. Es wäre gut, gerade im gegenwärtigen Umbruch, wenn zunächst erst einmal jeder für sich und für diejenigen sprechen würde, die ihm ein Mandat dazu erteilt haben.

Die Ideale der Französischen Revolution - so sehr sie gerade heute unter die Haut gehen mögen - sie stehen seit zweihundert Jahren auf dem Papier, und nirgendwo auf unserem Planeten haben sie unverkürzte Verwirklichung gefunden. Sie sind überall auf die harten Tatsachen der Klassen und Klassenkampfe, der ökonomischen und politischen Strukturen, auf Interessengegensätze und gesellschaftliche Widersprüche gestoßen. Was wir uns realistisch vornehmen können: Diesen Idealen näher zu kommen, vielleicht sogar näher als andere. Dies ist ein Ziel, das allen Einsatz lohnt. Aber ein solches Gemeinwesen kann nur auf den sozialökonomischen Fundamenten des Sozialismus beruhen.

,Wir können unseren Kindern wieder in die Augen sehen’, so lautete einer der mit Beifall aufgenommenen Sätze. Nach diesen Kindern wird wieder eine junge Generation heranwachsen, die auch Fragen stellt. Es sollte nicht die Frage sein ,Warum habt ihr damals soviel preisgegeben und uns gezwungen, in so vielem von vorn zu beginnen War um habt ihr euch nicht nach vorn erneuert, sondern nach hinten?’“

Mit dieser Grundeinstellung war ich beteiligt, als endlich auch die Basis der SED mobil machte und in die Öffentlichkeit ging. Ich war einer der Sprecher auf der großen Kundgebung, die nach Abschluß der 10. Tagung des Zentralkomitees der SED in den späten Abendstunden des 10. November im Berliner Lustgarten stattfand. Ich gehörte zu jenen SED-Mitgliedern, die sich der Abhaltung einer in ihren Rechten eingeschränkten Parteikonferenz widersetzten und für die Einberufung eines Außerordentlichen Parteitages stritten, zu dem mich dann auch die Kreisorganisation Prenzlauer Berg delegierte. Unter meinen Papieren befinden sich so manche Überlegungen, die wir zur Erneuerung der Partei beizusteuern suchten, mit denen wir die Schiedskommission unterstützen, um repressierte Genossen zu rehabilitieren.

In unserem Institut hatten wir uns natürlich die Frage zu stellen, ob diese beim Zentralkomitee der SED angesiedelte, hochpolitisierte, dem von oben vorgegebenen Parteikurs stets treu ergebene Institution eine Zukunft hatte und haben durfte. Im folgenden ist oft von Wir die Rede. Eigentlich wären viele Mitstreiter zu benennen, die sich damals couragiert ins Geschirr gelegt haben (wie es auch andere gab, die hilflos und untätig zur Seite traten). Es ist schier unmöglich, auf gerechte Weise alle zu würdigen, die dies verdient hätten. Aber ganz anonym möchte ich meinen Bericht nicht belassen, um so weniger, als dies die eigene Rolle zwangsläufig überzeichnen würde. Als Stellvertreter stand mir als jüngerer Wissenschaftler Dr. Detlef Hansel zu Seite, als Geschäftsführer beziehungsweise Geschäftsführerin Dr. Volker Steinke und nach ihm Regina Knoll. Nicht zu vergessen unsere Betriebsräte Dr. Monika Nakath und Dr. Winfried Henze. Das waren auch die Leute, die gemeinsam mit mir antreten mußten, wenn die schwierigen und nervenden Auseinandersetzungen mit der Treuhandanstalt Direktorat Sondervermögen oder mit der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung der Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR zu führen waren. Wir hatten zu lernen, daß Höflichkeit und Zuvorkommenheit nicht ausschlossen, daß der Inhalt der uns so vermittelten Botschaften ziemlich gemein sein konnte. Dr. Inge Pardon ist ausdrücklich zu nennen, die als Leiterin des Archivs mit Bravour und Charme um den ungeteilten Erhalt der uns anvertrauten Bestände kämpfte, wie auch der Leiter der Bibliothek Dr. Jürgen Stroech. Inge Pardon hat übrigens in einer um fangreichen Diplomarbeit den Kampf um die Rettung des Archivs ausführlich beschrieben und mit den einschlägigen Dokumenten belegt.

Aufreibend war es schon. Fehlte es doch nicht an Stimmen, die uns provokant frag ten, wann wir endlich das Haus in der Wilhelm-Pieck Straße zu räumen gedächten. Das braucht man den Fragestellern nicht weiter zu verübeln. Denn dieses Institut war so manchen nur als Legitimierungsinstanz für eine in die Sackgasse geratene Politik begegnet und Kenntnis tieferer Zusammenhänge war von ihnen nicht unbedingt zu erwarten. Aber auch Leute, die es eigentlich besser wissen konnten oder besser wußten, beteiligten sich am Kesseltreiben.

Für uns verbot es sich, den Karren einfach treiben zu lassen Und dafür gab es gute Gründe.

Zu diesem Institut gehörte das Zentrale Parteiarchiv der SED (ZPA), in dem nicht nur die Akten der zentralen Gremien und Apparate dieser Partei verwahrt wurden, sondern bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückreichende Überlieferungen der deutschen Arbeiterbewegung. Wenn es im sogenannten Großen Haus, also in den Büros und Abteilungen des Zentralkomitees der SED, im Herbst 1989 nicht in größerem Maße zu Aktenvernichtungen kam, ist dies wesentlich den sofort zur Schriftguterfassung schreitenden Archivaren unseres Instituts zu verdanken. Auch hatte manche verfolgte Partei des Auslandes dem ZPA Schriftgut anvertraut. So galt es, aufrechte Leute durch Wahrung der Vertraulichkeit davor zu schützen, daß sie von ihren Häschern hinter Gitter oder gar an den Galgen gebracht wurden. Doch wen interessierte damals dieses Kapitel Menschenrechte.

Im Institut befand sich zudem eine der größten und bestausgestatteten Bibliotheken zur Sozialgeschichte und zu den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen Raum. Es war Sitz der deutschen Redaktion der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA), eines - sehen wir von manchen einleitenden oder kommentierenden Texten ab - mit hoher Akribie betriebenen editorischen Großunternehmens. Es hatte die Werke Rosa Luxemburgs herausgebracht, aus denen sich einige Wendepolitiker geeignet erscheinende Zitate herausklaubten. Und es konnte auch auf manch andere gewichtige Publikationen zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung wie des antifaschistischen Widerstandes verweisen.

Wir sahen uns in der Pflicht, wenigsten drei Ziele anzusteuern: Erstens Archiv und Bibliothek zu sichern und hierfür eine entsprechende perspektivische Struktur zu finden, zweitens den Fortgang der MEGA zu gewährleisten, wozu es der Umwandlung eines von der SED und der KPdSU getragenen Unternehmens in eine akademische Edition mit möglichst breiter internationaler Anbindung bedurfte, drittens einen kreativen und produktiven Kern des historischen Forschungspotentials zu erhalten und die Zeitschrift „Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ (BzG) mit neuen In halten weiterzuführen.

Zunächst - zu Zeiten der Modrow-Regierung - hielten sich die bedrohlichen und die mutmachenden Zeichen einigermaßen in der Waage. Eine erste große Sorge war uns genommen, als der Außerordentliche Parteitag der SED/PDS den Antrag, die Partei aufzulösen, nach einer dramatischen Debatte in der Nacht vom 8 zum 9 Dezember 1989 einmütig zurückwies. Im Falle der Auflösung ohne Rechtsnachfolge wären die Schätze unseres Archivs und unserer Bibliothek herrenloses Gut gewesen. Die Begehrlichkeiten, sich dieser Akten und Bücher zu bemächtigen, waren ohnehin groß genug.

Als der Enthüllungsjournalismus mehr und mehr überschwappte, geisterte das uns anvertraute Archiv als geheimnisumwittertes Arsenal schlimmer Überlieferungen nicht nur durch die nun auch in der DDR verfügbare Boulevardpresse, sondern selbst durch gern auf Seriosität pochende Blätter. „Die Welt“ titelte „Stalins Befehl befand sich mit List versteckt in einem Schuhkarton“. Es gab indes weder einen Stalin-Befehl noch Schuhkartons. Es handelte sich um Aufzeichnungen Wilhelm Piecks über Beratungen in Moskau, die - wie andere Dokumente auch - in Mappen aufbewahrt und in archivüblichen Kartons vor Staub geschützt wurden. Die Gerüchteküche kochte kräftig. Wir seien in Begriff, das Archiv nach Moskau verschwinden zu lassen oder in die USA beziehungsweise nach Japan zu verhökern. (Wobei ich gestehe, daß uns manche Gerüchte nicht ganz ungelegen kamen, signalisierten sie doch, daß dringender Handlungsbedarf gegeben war.) Nach dem Sturm auf die Normannenstraße hielten wir es nicht für ausgeschlossen, daß auch das Zentrale Parteiarchiv Ziel einer solchen Besetzungsaktion werden könnte. Als wir unserem Umfeld in Wort und Schrift begreiflich zu machen suchten, daß es um den Schutz eines in seiner Art einmaligen Kulturgutes ging, traten Leute auf, denen es als purer Frevel erschien, SED-Archiv oder SED-Bibliothek in einem Atemzug mit Kultur zu erwähnen.

In dieser hitzigen und von mancher Seite ganz gezielt aufgeheizten Situation setzten wir auf Transparenz als wirksames Gegenmittel. Obwohl es oft anderes zu lesen ist. Nicht durch die freigewählte Volkskammer, nicht durch Bundesgesetz, sondern durch unseren ureigenen Entschluß wurden alle Beschränkungen für die Benutzung des ZPA aufgehoben. Und auf Anweisung des Parteivorsitzenden Gregor Gysi gelangte auch das bisher dem Politbüro unterstehende interne Archiv in den Gesamtbestand des ZPA und war damit zugänglich.

Ein enormer Zustrom an Benutzern von Archiv und Bibliothek setzte ein. Nicht nur aus der DDR kamen Forscher und Publizisten in Scharen, sondern auch aus den alten Bundesländern, aus Westberlin und nicht zuletzt aus dem Ausland. Diejenigen, die sich auf das Arbeiten in Archiven verstanden, wußten die im ZPA vorhandenen und erschlossenen Überlieferungen wie auch die sachkundige Betreuung durch Archivare und Bibliothekare sehr wohl zu schätzen.

Zunächst bemerkten wir bei westdeutschen Wissenschaftlern keinerlei Berührungsängste. Wir erhielten manch Angebot für gemeinsame Projekte oder Tagungen. Das änderte sich spürbar im Frühjahr 1990. Angemeldete Besucher blieben mit fadenscheinigen Begründungen aus. Dafür erreichten uns nun in Fülle Aufforderungen, unsere Institution in irgendwelche Verzeichnisse, Kataloge oder Handbücher eintragen zu lassen, wozu beiliegende Fragebogen ausgefüllt werden sollten. Zunächst hielt ich dies für Anzeichen aufkommender Normalität. Erst später wurde mir klar, daß es sich wohl meist um eine trickreiche Methode handelte, mit der per Selbstbeschreibung die Filetstücken der DDR-Wirtschaft und -Kultur zum Zwecke der Inbesitznahme ausgespäht worden sind. Daß der Wandel bei unseren Gesprächspartnern mit der Ankündigung der Währungsunion durch den Bundeskanzler und den Ergebnissen der Märzwahlen zusammenfiel, mithin ihr Einschwenken in die Anschlußpohtik darstellte, war nicht zu übersehen.

Hier verdienen indes auch Leute erwähnt zu werden, die schon immer wußten oder nun rasch begriffen, daß auch an einem SED-Institut nicht nur Ideologie betrieben, sondern zugleich professionell gearbeitet wurde. Zu ihnen gehörten der damalige Präsident des Bundesarchivs Prof. Dr. Friedrich P. Kahlenberg und sein Stellvertreter Dr. Klaus Oldenhage. Auch manche Verantwortliche im Bonner Innenministerium erkannten abzuwehrende Gefährdungen und suchten - ohne uns auszugrenzen - umsichtig nach tragfähigen Lösungen. Das gilt auch für einige Vertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Sie erarbeiteten mit uns gemeinsam eigentlich bereits unterschriftsreife Vereinbarungen über die Schaffung eines paritätischen Vereins, der Archiv und Bibliothek in seine Obhut nehmen sollte. Im Herbst 1991 zog sich die Sozialdemokratie jedoch aus diesen Verhandlungen zurück, ohne dies uns auch nur mitzuteilen, geschweige denn zu begründen.

Besondere Anerkennung gebührt dem Herausgeber der Internationalen Wissenschaftlichen Korrespondenz zur Geschichte der Arbeiterbewegung (IWK) Henryk Skrzypcak. Er fand sich bereit, den Vorsitz eines von Inge Pardon initiierten Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung zu übernehmen. In diesem Verein fanden sich zahlreiche angesehene Wissenschaftler, Archivare und Bibliothekare des In- und Auslandes zusammen, um die Sicherung der wertvolen Bestände sowie den freien Zugang zu diesen einzufordern und die Verhandlungen über die Perspektive von Archiven und Bibliotheken kritisch zu begleiten.

In unserem weit geöffneten Hause gingen aber auch einige Leute ein und aus, die mir dadurch auffielen, daß sie Dinge wußten, die ein normaler Sterblicher eigentlich nicht wissen konnte, und die sich nach Vorgängen erkundigten, die sie nicht zu interessieren brauchten. Von dieser Flanke erhielt unsere Archivleiterin eines Tages die „vertrauliche’ Information, in der kommenden Nacht erfolge die Übernahme unseres Archivs. Sie beriet sich mit mir, und wir kamen zu dem Schluß, daß es sich nur um eine Provokation handeln könne. Womöglich sollten wir zu irgendwelchen Dummheiten verleitet werden, die sich gegen uns verwenden ließen. Wir einigten uns also, ruhig Blut zu bewahren und niemanden sonst einzuweihen. Wie wir vermutet hatten, geschah bei uns nichts. Anderenorts passierte doch etwas. Es war just der Zeitpunkt, an dem sich die Konrad-Adenauer-Stiftung des Archivs der CDU(Ost) bemächtigte und dieses nach Sankt Augustin überführte. Dort befindet es sich noch immer, obwohl es nach Berlin-Lichterfelde in die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO-BArch) gehörte. Sollte der Informant etwas durcheinander gebracht haben?

Am 22 Juli 1991 erreichte uns eine telephonische Bombendrohung. Die Antwort der Polizei lautete: „Die Ernsthaftigkeit dieses Vorfalls ist zu verneinen. Polizeikräfte werden nicht zum Institut kommen.“ Am Aufspüren des Täters zeigte sich niemand interessiert.

Zunehmend geriet unser Institut in den Strudel der ihrem Tiefpunkt zutreibenden SED/PDS. Das IfGA hatte sich eine demokratisch-kollegiale Satzung gegeben, die mancher heutigen wissenschaftlichen Einrichtung gut zu Gesicht stehen würde. Aber was nützte das schon, wenn wir gezwungen waren, Monat für Monat Schübe von Mitarbeitern in den Vorruhestand oder in die Arbeitslosigkeit zu schicken beziehungsweise auf eine ABM-Stelle ausweichen zu lassen. Noch und noch Entlassungen auszufertigen war mein betrüblichstes und aufreibendstes, gleichwohl unausweichliches Amtsgeschäft. Das einzige was sich versuchen ließ - diese Trennungen so vorzunehmen, daß sich langjährige Kollegen hinterher noch in die Augen schauen konnten. Ganz ohne Reibereien und Querelen ging es trotzdem nicht ab. Das Gegenteil wäre ein Wunder gewesen.

Im Unterschied zu den Instituten der Akademien, der Universitäten oder zu anderen Forschungseinrichtungen machte sich niemand die Mühe, uns zu evaluieren, wie das irritierende Fremdwort für Abqualifizieren plus Abwickeln lautete. Man brauchte nur der PDS ihre Finanzmittel und Immobilien aus der Hand zu schlagen, und die unerwünschten Institutionen verschwanden von selbst. Aber das setzte in unserem Falle voraus, daß parallel hierzu im Widerstreit der Interessen eine tragfähige Lösung für Archiv und Bibliothek gefunden wurde.

Demzufolge hatten wir uns permanent mit der Treuhandanstalt, Direktorat Sondervermögen, Abteilung PDS herumzuschlagen, die - nachdem die PDS unter Kuratel gestellt war und keine Mark ohne Absegnung dieser Institution ausgeben durfte - auch uns an ihre straffe Leine nahm. Wir bekamen es mit mehrmals wechselnden Leuten zu tun, die allesamt keinen blassen Schimmer davon hatten, was dieses Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung eigentlich darstellte und in seiner Obhut verwahrte. Und wenn wir meinten, wir hatten uns ein wenig verständlich gemacht, bekamen wir es mit dem nächsten Zuständigen zu tun. Monat für Monat mußten wir vorstellig werden, damit endlich - meist mit vier bis achtwöchiger Verspätung - Gehalt gezahlt werden durfte. Trotz Anmeldung warteten meine Geschäftsführerin, Betriebsräte und ich in dieser Behörde mitunter bis zu einer Stunde und länger, um endlich gnädig empfangen zu werden. Wir standen in einem schier endlosen Gang herum, und es war wohl nicht bloßer Gedankenlosigkeit geschuldet, wenn es hier keine einzige Sitzgelegenheit gab. Eines Tages sollten wir erst einmal aufklären, wofür wir einen bestimmten Betrag verbraucht hatten, bevor die Gehälter freigegeben werden konnten. Unsere versierte Buchhalterin hatte dies rasch herausgefunden. Es handelte sich um die Gebühr für die von der Treuhandanstalt angeordnete telegraphische Sperrung unseres Kontos. Schließlich wurde für uns der Finanzhahn ganz zugedreht. Aber irgendeine Schlamperei verhinderte, daß uns der entsprechenden Bescheid, wie ursprünglich gedacht, zugestellt wurde. Als er uns denn doch erreichte, waren die Auflagen der Treuhandanstalt und die in Arbeitsverträgen tariflich festgelegten Kündigungsfristen absolut nicht in Einklang zu bringen. Es begann ein widerliches Gezerre um die Zahlung rechtmäßig zustehender Gehälter, wobei sich Treuhandanstalt und Unabhängige Kommission auf Kosten unserer Mitarbeiter, darunter auf ihr Einkommen dringend angewiesene alleinerziehende Mütter, gegenseitig die Schuld in die Schuhe schoben. In Nachhinein finde ich es selbst erstaunich, was wir unter diesen widrigen, oft schikanösen Bedingungen zu Wege gebracht haben.

Die Marx-Engels-Abteilung ging bald ihre eigenen Wege. Die ihr von der PDS für die Fortführung der MEGA mit auf den Weg gegebenen Millionen wurden ihr jedoch schon bald entwunden. Archiv, Bibliothek und Technische Werkstätten bildeten einen Verbund, der schließlich in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv anlandete. Der Geschichtsbereich mußte zur Kenntnis nehmen, daß er als Auslaufmodell behandelt wurde. Er hat dennoch eine stattliche Zahl von Veröffentlichungen aus der Nachwendezeit aufzuweisen.

Wenigstens eine Richtung dieser Arbeit muß hier unbedingt erwähnt werden. Am 4 Januar 1990, als wir das IfGA konstituierten, hatten wir unter anderem kundgetan: „Als dringliches Anliegen betrachtet es das Erhellen der Ursachen und Erscheinungsformen des Stalinismus und seiner Wirkungen auf die deutsche Arbeiterbewegung, es will Vorarbeiten für die Rehabilitierung der Opfer von Repressalien leisten. " In einem Interview bekannte ich mich - zugleich in Namen unserer Mitarbeiter - zur Schuld der Vorgängerinstitution IML: „Es ist schon wiederholt ausgesprochen worden, daß die Krise in unserem Land nicht zuletzt eine geistige Krise ist. Und diese wiederum rührt wesentlich her auch aus dem Widerspruch zwischen der von der Bevölkerung erlebten, erfahrenen Geschichte und deren Beschreibung in den Publikationen von Historikern und anderen Gesellschaftswissenschaftlern. Dafür trägt das frühere Institut für Marxismus- Leninismus beim ZK der SED eine Schuld, die über die gemeinsame Verantwortung der Historiker erheblich hinausgeht. Denn das IML beim ZK der SED war im damaligen System der Gesellschaftswissenschaften ‚Leiteinrichtung’ für Geschichte.“

Seit November 1989 traten wir mit Presseartikeln und Interviews in eine Öffentlichkeit, die vor allem durch Lesungen aus Walter Jankas Buch „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ aufs höchste sensibilisiert war Als wir mit einem von Prof. Dr. Gunter Möschner verfaßten Aufsatz über stalinistische Repressalien und halbherzige Rehabilitierungen im „Neuen Deutschland“ auch die Nummer eines Kontakttelefons angaben, liefen sich die Drähte heiß. In einer Nachtsendung des Berliner Rundfunks stell ten sich Prof. Dr. Walter Wimmer und ich zahlreichen Hörerfragen, die alle um die Frage kreisten: Wie schlimm war es tatsächlich, und wie konnte es geschehen? Zu uns kamen viele Personen - oder wir suchten sie auf - und schilderten uns ihre Schicksale. Das wichtigste Ergebnis unserer Forschungen war der 1991 im Dietz Verlag Berlin (in zwischen Karl Dietz Verlag) herausgegebene Band „In den Fängen des NKWD“, in dem die Schicksale von 1136 Verfolgten verzeichnet sind, die in der UdSSR verurteilt, hinge richtet, in Arbeitslagern umgekommen sind oder dort schwer gezeichnet wurden.

Auf unsere Wortmeldungen reagierte auch der aus der SPD ausgescherte Kurt-Schumacher-Kreis, dem vor allem das würdige Gedenken an seine repressierten ehemaligen sozialdemokratischen Genossen am Herzen lag. Es gelang uns - kurz bevor die Modrow-Regierung abgewählt wurde - mit Unterstützung des Innenministerium der DDR einen Besuch ehemaliger Häftlinge im Zuchthaus Bautzen zu organisieren. Am 17 März 1990, dem Tage vor dem Wahlsonntag, traten wir unsere Reise an, eine buntgemischte Truppe - unter anderen vom Kurt-Schumacher-Kreis die ehemaligen Insassen des Zuchthauses Hermann Kreutzer und Heinz Gerull sowie der letzte Vorsitzende des Ostbüros der SPD Helmut Bärwald, von den DDR-getreuen Häftlingen Hans Voelkner, von unserem Institut unter anderem sein Direktor und der Leiter der Arbeitsgruppe „Opfer des Stalinismus“, Dr. Lutz Prieß.

An der Seite jener Männer, die in einem Zuchthaus der DDR Schweres erdulden mußten, die einstige Leidensstätte aufzusuchen - das gehörte zu den bittersten Stunden meines Lebens. Kurz darauf erhielt ich von Helmut Bärwald einen Brief Er begann mit den Worten: „Ich bedanke mich für die meinen Freunden und mir erwiesene Gastfreundschaft und für die gute Vorbereitung unseres Besuches in der Strafvollzugseinrichtung Bautzen. Ich hoffe, daß das respektable Wahlergebnis für die PDS nicht ohne positive Auswirkungen auf die Existenz des von Ihnen geleiteten Instituts und dessen wichtige Arbeit bleibt.“

Wir brachten in unserem Hause eine gutbesuchte Veranstaltungsreihe in Gang. Unter anderem befaßten wir uns mit dem Schicksal Paul Merkers, mit dem Stalinismus der fünfziger Jahre, mit Deformationen der KPD und der Kommunistischen Internationale, und wir nahmen selbstkritisch zu der in unserem Hause entstandenen „Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Abriß“ Stellung. Höhepunkt dieser Reihe war ein im April 1990 gemeinsam mit den Mahn- und Gedenkstätten Buchenwald und Sachsenhausen durchgeführter Informations- und Erfahrungsaustausch zur Problematik der sowjetischen Internierungslager in der Sowjetischen Besatzungszone. Unser Anliegen bestand darin, eine erste Bestandsaufnahme zu versuchen, Kontakte zu vermitteln, eine sachliche Publizität zu befördern und auf Handlungsbedarf hinsichtlich der Wiedergutmachung aufmerksam zu machen. Wer saß da nicht alles beieinander und hörte einander zu. Der jahrelang in Bautzen einsitzende, nun in Westberlin lebende ehemalige Thüringer Sozialdemokrat und spätere Bonner Staatssekretär, der ebenfalls in Bautzen inhaftierte, dann in der Aufklärung tätige und in Frankreich verurteilte DDR-Spion, aber auch einer der Angestellten des Strafvollzugs im Zuchthaus Bautzen, zahlreiche ehemalige Häftlinge von Internierungslagern, die über wiegend als Jugendliche wegen Werwolfverdacht verhaftet und teils vom Sowjetischen Militärtribunal verurteilt worden waren. Es fehlte auch nicht der Sekretär der Botschaft der UdSSR, der sein Bedauern über das Vorgefallene ausdrückte, doch zugleich vor der einsetzenden einseitigen Widerspiegelung der Vorgänge und der Ausblendung der Verbrechen der deutschen Faschisten warnte. Das Erstaunlichste war der Umgang miteinander. Von Rachegelüsten keine Spur, dafür Ausgewogenheit und Durchblick der Betroffenen, von denen später viele die DDR als ihre politische Heimat angenommen hatten. In der Folgezeit konnte ich wiederholt beobachten, daß die Forderung nach Vergeltung in der Regel im umgekehrten Verhältnis zu dem stand, was Leute wirklich erlitten hatten. Ein solches von allen Seiten aufrichtiges und tolerantes, der Klärung und Aussöhnung dienendes Aufeinanderzugehen scheint ein Jahrzehnt nach dem Vollzug der deutschen Einheit nur noch in Ausnahmefällen möglich zu sein.

Wie auch immer - der 31 März 1992 wurde schließlich zu dem Tage, an dem für die letzten unserer Historiker, mich eingeschlossen, die Kündigungsfrist ablief. Die wenigen bis dahin Verbliebenen wollten sich würdig von einander verabschieden, und das Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung selbst der Geschichte überantworten. Doch wie gedacht lief das nicht. Als ich mich zur gewohnten Zeit auf den Weg ins Institut begeben wollte, erreichte mich ein Anruf unserer Geschäftsführerin. Sie teilte mir mit, unser Haus sei polizeilich besetzt. Wie wir bald erfuhren, waren drei Hundertschaften Polizei, 50 Kriminalbeamte und 15 Staatsanwälte eingerückt. Ich durfte mein Arbeitszimmer nicht betreten, um meine letzten Amtshandlungen zu tätigen. Besuch der Toilette war nur in polizeilicher Begleitung gestattet. Umgeben von Polizisten saßen wir - zuvor alle namentlich registriert - im Speisesaal unseres Instituts zum letzten Male zusammen und ermutigten uns gegenseitig, den Kopf immer oben zu behalten. Angeblich sollte mit dieser martialischen Aktion belastendes Material für Prozesse gegen die politische Führung der DDR sichergestellt werden. Doch die Staatsanwaltschaft hatte in unserem Hause seit Monaten Zugang zu allem, was sie interessierte, und wir hatten ihren Abgesandten eigens einen Raum eingerichtet, in dem sie in Ruhe jede gewünschte Akte studieren und kopieren, gegebenenfalls auch Mitnehmen konnten. Nun tat man so, als ob sich aus hunderten Regalmetern und Millionen Blättern Papier plötzlich die wichtigsten herausgreifen und beschlagnahmen ließen. Der Leiterin des Archivs war es noch geungen, die Schlüssel zu den Magazinen dem PDS-Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi anzuvertrauen, so daß die Institutsbesetzer erst einmal vor verschlossenen Türen standen. Jedenfalls handelte es sich um die überflüssigste Fahndungsaktion der deutschen Justizgeschichte. Dieser ebenso militante wie alberne Zugriff auf ein Archiv kann wohl nur damit erklärt werden, daß sich die Siegerjustiz im Kreise zu drehen drohte, während in Berlin Wahlkampf tobte.

Zeichnung Klaus Stuttmann

Während der jüngsten Durchsuchung der PDS-Räume

  Es gäbe noch viel zu berichten, aber mein Limit ist längst überschritten. Weiteres läßt sich in meinem Buche „DDR - gedenkt ihrer mit Nachsicht“ nachlesen. Aber eine Frage muß hier noch beantwortet werden: Haben sich solches Ausharren und solcher Einsatz gelohnt? Wohl doch.

Eine knappe Bilanz ergibt:

Archiv, Bibliothek und Technische Werkstätten haben in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv einen Platz gefunden, an dem sie nicht nur sicher aufbewahrt sind, sondern auch gepflegt, ergänzt, tiefer erschlossen werden und breiter Nutzung zugänglich sind. Ein beträchtlicher Teil unserer Archivare, Bibliothekare und Restauratoren hat hier einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Im Kuratorium der SAPMO-BArch (Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv), das allerdings mit begrenzten Rechten ausgestattet ist, hat auch die PDS als Einbringerin zwei Sitze. So habe ich als stellvertretendes Kuratoriumsmitglied an den meisten Sitzungen teilnehmen und mitreden können. Der 1991 gegründete Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung hat im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Bestehen gefeiert und ist mittlerweile bei Heft 22 seiner informativen „Mitteilungen“ angelangt. Er ist Mitglied der International Assocation of Labour History Institutions (IALHI) und der International Conference of Labour and Social History (ITH).

Die Marx-Engels-Gesamtausgabe ist nicht gestorben, sondern nimmt unter der Obhut der Internationalen Marx-Engels-Gesellschaft (IMES) mit Sitz in Amsterdam dank hohem persönlichen Engagements bewährter Marx-Engels-Forscher ihren Fortgang, wenngleich in gemindertem Tempo. Auch diese Edition begleitende „Beitrage zur Marx-Engels-Forschung“ erscheinen.

Das Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung oder eine historische Nachfolgeeinrichtung gibt es nicht mehr, doch die Zeitschrift „Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ beziehungsweise das „Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ haben sich behauptet. Unter jenen Historikern, die sich außerhalb des etablierten und finanziell geförderten deutschen Wissenschaftsbetriebes in Bildungsvereinen und anderen Zusammenschlüssen oder als Autoren linker Verlage betätigen und die so entstandene alternative historische Subkultur der BRD tragen, befindet sich auch so mancher, der aus dem Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung hervorgegangen ist. Im September vergangenen Jahres schrieb mir Prof. Stefan Berger von der Universität Glamorgan in Wales: „ Wie ich es sehe, haben nur sehr wenige Historiker in der DDR die Reorganisation der Geschichtswissenschaft in dem vereinigten Deutschland überstanden. Die meisten sind wohl doch abgewickelt worden ... Aber meine Annahme ist nun, daß sich einige (gerade auch namhafte) dieser Historiker im Umkreis der PDS angesiedelt haben und hier weiterhin als Historiker und als politisch interessierte Staatsbürger tätig sind. Ich will nun über ihre Tätigkeit und ihre Perspektiven ebenso schreiben wie über die Geschichtswerkstätten und das Geschichtsbild der PDS nach 1990. Mir scheint hier ein wichtiger Gegendiskurs zum vorherrschenden bundesrepublikanischen Geschichtsdiskurs stattzufinden, der gerade im Ausland noch zu wenig wahrgenommen wird.“

Betrachte ich die hier geschilderten Ergebnisse vom tiefsten Punkt unseres Abstiegs her, erscheint mir diese Bilanz ermutigend. 


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