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Dieter Bauke

  Umschulung - Weiterbildung - Fortbildung 

Die „Wende“ fand für mich am 3. September 1990 statt: Aus dem Urlaub in die Firma zurück gekehrt, erklärte mir der Direktor, dass ich auf „0 Stunden Arbeitszeit“ gesetzt worden sei. Ich war arbeitslos.

Was tun? Am nächsten Tag der Weg zum Arbeitsamt, dessen Arbeit damals auch noch etwas chaotisch war. Eine Arbeitsberaterin erfasste meine Daten. Ich sagte zu ihr: „Als Mathematiker bin ich nur schwer vermittelbar, das weiß ich. Und meine Arbeit in einem Rechenzentrum wird auch nicht mehr gebraucht. Also muss ich neu anfangen. Wenn sie keine Arbeit für mich haben, dann irgendeine Umschulung.“ - In dieser Woche begann in St. Gangloff bei der Weiterbildungsakademie EURAKA eine zweijährige Umschulung zum „Trainer/Dozenten für Bildungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen“. (Wie es im Leben manchmal so ist: Ich wollte nie Lehrer werden, und nun wurde ich zum „Erwachsenenpädagogen“ umgeschult.) Hier lernte ich die „moderne Erwachsenenbildung“ erst einmal als Betroffener kennen: die Auseinandersetzungen mit dem Arbeitsamt, die Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten, die inhaltliche und organisatorische Gestaltung der Bildungsmaßnahme.

Während der Umschulung lernte ich einige Techniken kennen, die „auf den ersten Blick“ sehr beeindruckend waren, zum Beispiel NLP (Neurolinguistisches Programmieren), TA (Transaktionsanalyse) oder TZI (Themenzentrierte Interaktion). Die erste Euphorie, mit solchen Methoden arbeiten zu können, war schnell verflogen: Nachdem ich einige Bücher zu diesen Themen gelesen hatte, war mir klar, dass alle diese Methoden das Ziel haben, das Denken und Handeln von Menschen zu verändern, und zwar im Sinne einer Herrschaft von „wissenden“ Menschen, die Anwender dieser Methoden, über die anderen. Mittels ökonomischer Macht kann auf Menschen Druck ausgeübt werden. Hier aber wird differenzierter agiert. Derjenige, der mehr weiß von Kommunikation, kann dies zum eigenen Vorteil in den zwischenmenschlichen Beziehungen einsetzen. Und wenn ein Vorteil/Nutzen aus einer Methode gezogen werden kann, wird sie von einigen auch angewendet.

Ein Weiteres kam in meinen Überlegungen noch dazu: Diese neuen Techniken setzen auf Individualisierung und Subjektivierung der Probleme, letztlich auf Manipulation der Persönlichkeit. Damit wird der gesellschaftliche Charakter sozialer Beziehungen, damit wird die materielle Determiniertheit sozialer Probleme negiert. Und dies widerspricht meinem Weltbild. Die Kriterien solcher Methoden, gut und nützlich zu sein, werden betont, aber damit bewusst für mich wichtige Kriterien der Wahrheit und Wissenschaftlichkeit aufgegeben. Vom Pragmatismus und Subjektivismus zum Eklektizismus und Pluralismus ist es dann nur ein kleiner Schritt. Wo bleibt die soziale Komponente, das gesellschaftliche Bewusstsein, kollektive Arbeit und gesellschaftliche Verantwortung? Dieser ganze Kult des „positiven Denkens“ führt aus meiner Sicht zu deformierten Persönlichkeiten, zum Erfolgszwang um jeden Preis, und kann damit auch in die persönliche Katastrophe führen.

Die Realität sieht anders aus, als es Motivations- und Kommunikationstrainings suggerieren. 100 Bewerbungen brachten nicht den Erfolg, wieder ins „Arbeitsleben“ zurück zu finden. Erst durch Vermittlung einer Bekannten („Vitamin B“) begann ich im November 1991, parallel zur Bildungsmaßnahme, eine Nebentätigkeit bei einem privaten Bildungsträger in Ostthüringen. Hier wurden die Schwächen der Umschulung offenbar: Das Wissen und Können um Bildungsmethoden (Gruppenarbeit, Nutzung der Metaplantechnik usw.) ist Eines, aber auch die Inhalte müssen beherrscht werden. Und so unterrichtete ich Reiseverkehrskaufleute im Rechnungswesen (Buchführung und Fachrechnen), wobei mein Wissensvorsprung jedoch immer nur einige Wochen betrug. Es hieß also: Die Umschulung besuchen, für die Nebentätigkeit lernen und das Wissen methodisch aufzubereiten. Und weiter nach Verdienstmöglichkeiten suchen. Die euphorische Welle, als freier Trainer zu arbeiten, verflog schnell. Das zeigte das „Reinschnuppern“ in verschiedene Organisationen von Trainern und Dozenten. Anfang 1992 wurde ich aber vom Bildungsträger eingestellt. Von nun an wirkte ich in Umschulungen, überbetrieblicher Erstausbildung und anderen Maßnahmen. Hier habe ich mit den Menschen zu tun, die Verlierer der Einheit sind.

Eine Grundeinstellung hat ich bei mir schon früh ausgebildet: „lebenslanges Lernen“. Heute ist es ein Schlagwort geworden. Aber es stimmt. Einige Beispiele sollen das illustrieren.

-     Buchführung unterrichtete ich inzwischen für Reiseverkehrskaufleute, Industriekaufleute, Handwerker in der Meisterausbildung und Einzelhandelskaufleute - und mittels PC-Buchführungsprogrammen.

-     Im Juni 1991 kaufte ich mir den ersten PC. Zum einen, um daran üben zu können, zum anderen, um meine eigene Textverarbeitung zu erleichtern (Texte meiner privaten Hobbys wie Heimatgeschichte und politisches Engagement). Der Software-Kauf war ein Fehlgriff: Die Dateien des PC-Kaufmann waren nicht Microsoft-kompatibel. Von der DOS-Ebene bin ich gewachsen zu Windows bis ins Internet. Nun betreue ich auch Fernstudenten über eine Lernplattform im Internet. Diese Entwicklung wäre ohne PC und eigenes Lernen nicht möglich gewesen.

-     Mein Interesse für die „Politische Ökonomie des Kapitalismus“, jetzt „Volkswirtschaftslehre“, bildet die Grundlage dafür, in der Ausbildung von Kaufleuten, Fachwirten und FH-Studenten wirksam zu werden.

 

Der Autor demonstriert moderne Lehrmethoden

Jedesmal hat es sich für mich als nützlich erwiesen, Neuem gegenüber (Lern- und Lehrmethoden, Wissensbereiche) aufgeschlossen zu sein. Das Bildungsunternehmen ermöglichte uns Mitarbeitern beispielsweise, den „AdA-Schein“ („AdA“ = Ausbildung der Ausbilder) abzulegen. Ein Jahr später (von ehemals 6 Angestellten in der kaufmännischen Ausbildung waren wir nur noch zu zweit, was mich bewog, dem endgültigen Aus zuvor zu kommen und mich  wieder zu bewerben), erwies sich u. a. dieser Abschluss als entscheidend für  meine Übernahme durch einen anderen Bildungsträger.

 

Der neue „Arbeitgeber“, das Bildungszentrum eines Arbeitgeberverbandes, stellte mich im November 1993 ein. Hier fand ich, auch etwas zu meiner Überraschung, in vielen Details andere Arbeitsverhältnisse vor. Die Kooperation mit einem hessischen Partnerverband stärkte das Unternehmen. Aber bis auf eine gemischte Geschäftsführung (deren hessische Partner aber nicht als Sieger auftraten) engagierten sich hier „Einheimische“. Das „Wessi“-Klischee (Kolonialisten mit Goldgräber-Mentalität) hatte mein vorheriger „Arbeitgeber“ bedient. Im angetrunkenen Zustand verkündete er einmal stolz, dass sein Steuerberater es geschafft habe, seine 12 Millionen Gewinn auf 2 Millionen runter zu rechnen. - Nun also ein Unternehmen, das auf Engagement und Kreativität seiner Mitarbeiter setzt, nicht nur Pflichterfüllung sondern auch Ideen und Vorschläge erwartet, um die Umschulungen und Qualifizierungen, überbetriebliche Erstausbildung und Firmenseminare anspruchsvoll und erfolgreich zu gestalten. Natürlich ist das Marktwirtschaft: Engagiere dich, so sicherst du deinen Arbeitsplatz. Dieses Engagement brachte ich auch früher in die Unternehmen ein. Und hier fand ich ein vergleichbares Arbeitsklima - und fühlte mich wohl. So macht mir Arbeit Spaß - auch wenn ich um die Ausbeutung meiner Arbeitskraft weiß. Mit der Vermittlung meiner „Lieblingsfächer“ (Buchführung, Rechnen, EDV, Volkswirtschaftslehre, Statistik, Betriebsorganisation, ...), die von den anderen Lehrkräften und Mitarbeiterinnen nicht so gern unterrichtet wurden, schuf ich mir einen festen Platz im Unternehmen.

Mein Wunsch, nicht nur „Routine abzuspulen“, sondern auch anspruchsvolle neue Aufgaben in Angriff zu nehmen, wurde erfüllt. Einige Beispiele möchte ich nennen, um diese Arbeiten zu illustrieren, die neben die Bildungsarbeit (Unterricht, Seminare) treten:

-  1995 beschloss die Geschäftsführung, den Versuch zu unternehmen, zu den schon vorhandenen Regionalzentren einen weiteren Standort in der Nachbarstadt zu eröffnen. Im Auftrag der Geschäftsleitung fuhr ich oft dorthin: Räume suchen, umbauen und einrichten lassen, die ersten Kurse durchführen. Nach einem halben Jahr erfolgte in der neuen Außenstelle die erste Festanstellung, jetzt arbeiten dort regelmäßig 3 Mitarbeiter/innen und weitere Gastdozenten.

-     1996/97 wurde mir eine neue Aufgabe übertragen: Die Ausbildungsmethoden auch in der kaufmännischen Ausbildung unseres Unternehmens sollten praxisnäher gestaltet werden. Räume und Technik dafür standen zur Verfügung und könnten so auch effektiver genutzt werden. Eine „klassische“ Übungsfirma kam nicht in Frage, da unsere einzelnen Maßnahmen auf unterschiedlichem Niveau (Helfer, Facharbeiter, Kaufleute, Fachwirte) und in unterschiedlichsten Rhythmen (Seminare, Kurzlehrgänge, Qualifizierungen, berufsbegleitend, Berücksichtigung der Berufsschulzeiten, ...) unser Haus durchlaufen. Unsere Lösung waren „Lernbüros“, die in ihrer Gesamtheit eine Übungsfirma ausmachen. Es sind aber nicht immer alle Abteilungen besetzt, sondern nur die, welche zur Unterstützung der Ausbildung/Qualifizierung einer Lerngruppe benötigt werden. Einem höheren Koordinationsaufwand steht aber auch eine höhere Flexibilität in der Nutzung dieser Lehr-/Lernform gegenüber. Diesem Modell standen anfangs einige Mitarbeiterinnen skeptisch gegenüber, die Teilnehmer/-innen aber, die in dem Lernbüro in verschiedenen Abteilungen arbeiteten, waren begeistert. Dies bestätigten sie auch auf den Fragebögen, die nach jeder Ausbildungseinheit auch nach Kritik und Anregungen fragten

-     Die Arbeit mit den Lernbüros führt heute eine Kollegin weiter, denn 1999 reizte mich eine neue Aufgabe: Mitarbeit an der Einrichtung einer internetgestützten Ausbildung von Fachwirten. Also das Erstellen von Lehrbriefen, Einsendeaufgaben und Lernerfolgskontrollen sowie die Betreuung der Studierenden (bei mir in den Fächern Volkswirtschaftslehre und Statistik) über das Internet und während der Präsenztage. Mit den Erfahrungen der Startphase wurde die Lernplattform, ihre Studien- und Kommunikationsmöglichkeiten, immer weiter ausgebaut. Heute gehört es für die Beteiligten zur täglichen Routine, in den Foren und Übungsbereichen nachzusehen und „tagfertig“ zu reagieren.

-     -   Im Jahr 2001 gab es ein neues Thema: Die Einführung des EURO. Für unsere Bildungs- und Seminartätigkeit war ich beauftragt, mich mit allen Fragen der EURO-Einführung zu beschäftigen. So kam es, dass ich ca. 100 Seminare in Thüringen hielt, oft abends und an Wochenenden. Seit September mit dem „echtem EURO-Geld“ versehen schulte ich Mitarbeiter und leitendes Personal in den Fragen der Sicherheitsmerkmale, Umstellungen der Technik, doppelter Preisauszeichnung usw. Nun ist der EURO da, und wie vorausgesagt, bessert sich dadurch nichts. (Preisstabilität, Arbeitsplätze, ... - was wurde uns von der Politik nicht alles versprochen!)

 

Einige weitere Projekte harren noch ihrer Realisierung, darauf freue ich mich schon. Lebenslanges Lernen heißt auch, immer wieder etwas Neues in Angriff zu nehmen, und das kann ich in meiner jetzigen Tätigkeit, da es für das Unternehmen gut ist.

 

* * *

 

Aber auch im „privaten“ Leben findet sich immer etwas zu tun. Die Stadt Gera erlangt inzwischen eine traurige Berühmtheit als Industriewüste. Man könnte fast meinen, unsere Stadt (-verwaltung) wehrt sich erfolgreich gegen die Ansiedlung produzierender Unternehmen. Öffentlich wird das Konzept verkündet, Gera als Handelsstadt zu profilieren. Aber woher soll denn die Kaufkraft kommen, wenn die materielle Produktion immer mehr zurück geht? Große Dienstleister suchen ja auch die Nähe der produzierenden Wirtschaft. Geras ehemalige Größe als Industriestandort kam nicht von ungefähr. - Tiefere Einblicke in die politischen Strukturen und Entwicklungen erhalte ich als Vorsitzender der Fachgruppe Heimatgeschichte im Kulturbund Gera und als Vorsitzender des Bibliotheksfördervereins, wenn es z. B. zu kämpfen gilt um den Erhalt der Bibliothekszweigstellen und damit der Kulturlandschaft in den Stadtteilen.

Viele Einblicke verschaffte mir ein alter Sozialdemokrat, Jahrgang 1910, der leider 2002 verstorben ist. Fritz Degner erzählte mir viel aus seinem Leben, der Setzerlehre, der Arbeit in der Arbeiterjugend, dem Studium des Marxismus an der Heimvolkshochschule Gera-Tinz, dem Kampf gegen den Faschismus, dem demokratischen Neubeginn und der sozialistischen Gestaltung des Lebens in der DDR. Und als „alter Sozialdemokrat“ und unangepasster Genosse hat er mir auch vieles berichtet von seiner Parteiarbeit in der SPD und SED. Und warum er nach 1990 nicht mehr in die SPD eintrat („Das ist nicht meine SPD!“), sondern an der Seite der PDS stand. Ich habe viel von Fritz gelernt. Vielen Dank!

Es geht mir gut, ich könnte zufrieden sein. Auch meine Frau hat eine Arbeit, die sie gern macht. Unsere Kinder entwickeln sich prächtig, für sie beginnt jetzt nach und nach die Suche nach einer Arbeitsstelle ... Wir haben eine schöne Wohnung, der Garten ruft mit seiner Arbeit und damit zum körperlichen Ausgleich zu der oft sitzenden Tätigkeit. Man könnte so schön unpolitisch sein und Pilze sammeln oder im Biergarten sitzen. Aber dazu habe ich oft keine Zeit, denn abends oder an den Wochenenden bin ich auch unterwegs und treffe mich mit Freunden.

 

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Im Jahr 2003 steht für mich ein kleines Jubiläum an: 30 Jahre politisches Engagement in einer Partei. Zuerst war es die SED. Nach der „Wende“ wurde die PDS meine politische Heimat. Erst einmal galt es, den Auflösungs- und Verfallserscheinungen entgegen zu treten, die Genossen zusammen zu halten. Das ist in unserer Wohnparteiorganisation gelungen. Wir trafen uns monatlich, lernten Wahlkampf zu führen, organisierten Veranstaltungen. Die Themen Rentenstrafrecht, „Stasi“-Diskussion oder Enteignung standen im Mittelpunkt. Das genügte mir aber nicht, deshalb schaute ich mich im linken Spektrum um, in der KPD und DKP. Ich wollte mich in einer linken Partei organisieren, einer Partei, die grundlegende Veränderungen anstrebt und nicht nur Kosmetik am politischen System.

Und wenn eine linke Partei, dann: Welche? Das Suchen wurde beendet durch zwei Entscheidungen: Egal, welcher Partei ich meine Beiträge zahle, es wird eine Linke sein, und sie darf nicht dogmatisch sein, da linkes Engagement über Parteigrenzen hinausgeht. Und ich fand meinen politischen Schwerpunkt: Zusammen mit Gleichgesinnten riefen wir den „Runden Tisch der Kommunisten“ in Ostthüringen ins Leben. Nach einigen Diskussionen war uns klar: Uns eint mehr, als uns trennt! Natürlich bestehen die Aktivitäten des Runden Tisches (die Bezeichnungen wechseln, aber das ist nicht so wichtig) nicht nur in Resolutionen. Die aktive politische Arbeit hat uns zusammengeführt. Das Gebot der Aktionseinheit beherzigen wir in unserer praktischen Arbeit. Unsere theoretischen Differenzen glätten wir mit Bezug auf unsere Gemeinsamkeiten, angefangen beim „Kommunistischen Manifest“. In der Zusammenarbeit lassen wir uns von folgenden Grundsätzen leiten:

-     Wir respektieren gegenseitig die Zugehörigkeit zu verschiedenen linken Parteien und Organisationen. Meinungsdifferenzen sind Anlass zum Gespräch. Programme werden diskutiert, nicht Personen.

-     Toleranz bei abweichenden Positionen, Differenzen sind nicht das Wesentliche, uns eint mehr, als uns trennt.

-     Koordinierung von Terminen, gegenseitige Unterstützung von Aktionen.

-     Aufruf an alle Linken, diesem Beispiel zu folgen im Kampf gegen den Kapitalismus, in der Zusammenarbeit, in der Schaffung der Bedingungen für die Veränderung der Gesellschaft.

 

Unsere Gegenwart ist wieder bestimmt durch die Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise. Damit ist mir klar, dass Engagement nötig ist, um zu verändern. Ich bin aufgewachsen und habe gelebt in einem politischen System, das mir soziale Sicherheit und die Möglichkeit individueller Entfaltung gab. Mir und sehr vielen Mitmenschen. Das ist Vergangenheit. Nun lebe ich in einem System, das vielen Menschen nicht die soziale Sicherheit und die Möglichkeit individueller Entfaltung gibt. Daraus leite ich mein Engagement ab, für die Umgestaltung dieser Gesellschaft zu wirken. Und ich bin nicht allein, treffe überall Gleichgesinnte. Zu meinen politischen Aktivitäten gehört auch das Engagement im „Bündnis gegen Rechts“ und die Arbeit in der Gewerkschaft. (Und wenn es nicht so ernst wäre, würde ich auch hier sagen: Es macht mir Freude, mich mit Freunden zu engagieren für eine bessere Welt!)

 

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Wie hat die „Wende" mein Leben verändert? Ich wurde, gegen meinen Willen, in die kapitalistische Gesellschaft geworfen und gezwungen, mich zu orientieren und zu engagieren; beruflich, sozial, politisch. Die materielle Absicherung der Familie ist gelungen. Meine jetzige Arbeit habe ich mir nicht gewünscht, aber ich habe mich eingerichtet und versuche, „das Beste draus zu machen“. Aber diese Gesellschaft beruht auf Ausbeutung, auf Missachtung des Individuums. Sie unterliegt der Kapitallogik. Darum engagiere ich mich in dieser Gesellschaft für ihre Veränderung, beispielsweise gegen faschistische Entwicklungen und für die Umsetzung gewerkschaftlicher Interessen.

Lebenslanges Lernen und Engagement in diesen beiden Lebensbereichen sind natürlich nicht alles, sind aber Motoren, die mich in Bewegung halten. Diese Bewegung ist kein Selbstzweck. Arbeiten und Leben in der BRD heißt für mich: Arbeiten und Leben für eine bessere Gesellschaft. Und hier bin ich nicht allein, sondern umgeben von Freunden und Genossen. 


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