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Liane Alm

 Enttäuschung 

Ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde ich im Juli 1938 in Limbach/ Sachsen geboren.

 

1939 kam der Krieg. Ich spürte wenig davon. Nur, als mein Vater in den Krieg ziehen musste, vermisste ich ihn sehr. Mein Vater war mein bester Freund. Er lehrte mich Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Treue zu meinen Idealen, die auch die seinen waren. Diese Eigenschaften bestimmten mein Leben.

Ich lebte ab 1946 ganz bewusst in einem Lande, das für soziale Gerechtigkeit einstand, das mir einen gesicherten Beruf und gute Ausbildungsmöglichkeiten bieten konnte und in dem auch später meine Kinder in eine gute, glückliche Zukunft sehen konnten.

Ich trat 1969 aus Überzeugung, resultierend aus den Gesprächen mit meinem Vater und deren Einfluss auf mich, in die SED ein. (Mein Vater war 1962 verstorben.)

Meine Kraft, die mir neben meinem Beruf als Planer in einem Großbetrieb, meinen Kindern und dem Familienleben blieb, setzte ich für die Gesellschaft ein. Ich war aktiv im Sportverein, war Gemeindevertreter in Motzen und brachte mein Wissen und meine Erfahrung als Vorsitzende des Elternbeirates in der Schule meiner Kinder ein.

Nach dem Besuch einer Frauen-Sonderklasse der Bezirksparteischule übernahm ich die Funktion des stellvertretenden BGL-Vorsitzenden in meinem Betrieb.

Es war eine verantwortungsvolle, schöne Aufgabe. Aber es waren für mich zwei schwierige Jahre. Ich kam mit meiner Gradlinigkeit und Linientreue in Konflikte, denn zum ersten Mal in meinem Leben musste ich erfahren, dass die Leute nicht immer meinten, was sie sagten, dass es Korruption, Verlogenheit und Verschleierungen der Wahrheit auch in meiner Partei, in meinem näheren Umfeld gab.

Ich blieb mir treu, ließ mich nicht verbiegen, aber das kostete mich den „Job“. Ich stand es durch, ließ mich nicht unterkriegen. Man kann auch in anderen Tätigkeiten und Funktionen gute Arbeit leisten.

Im März 1982 wählte man mich in die Funktion eines Orts-Parteisekretärs. Dort fand ich viele echte Freunde und Genossen, die auch meinten, was sie sagten. Es machte mir viel Spaß, mit den Genossen zu streiten, zu diskutieren und auszuprobieren: ist meine Entscheidung, meine Vorstellung und meine Linie die richtige?

In der Schar der Parteisekretäre des damaligen Kreises Königs Wusterhausen gab es eine ganze Reihe positiver Stimmen. Wir nahmen nicht alles hin, wie es uns gesagt wurde. Wir wollten etwas verändern, aber fanden keine offenen Ohren. Denn unsere überalterte Parteiführung fuhr, wie ich heute verstehe, in unauflösbarer Abhängigkeit von der stagnierenden, auf poststalinistischen Positionen verharrenden Sowjetunion und unter Abschirmung gegen die von Gorbatschow ausgehenden politischen Impulse einen Kurs, der die vorhandenen Ansätze zu sozialistischer Demokratie untergrub, das Land gegenüber dem Westen verschuldete, in der ökonomischen Politik eine Fülle vermeidbarer Fehler machte - und zugleich eine Informationspolitik forcierte, die sich in unverantwortlicher Schönfärberei und dem Wegbügeln aller inneren Widersprüche und z. T. harten Konflikte erging. Unsere Ideale als Sozialisten und Genossen wurden missbraucht.

Nun möchte ich nicht alle Funktionäre gleichsetzen. Es gab unter ihnen auch Genossen, die sich leidenschaftlich für Veränderungen einsetzten, aber sie wurden nicht gehört, oder „stillgelegt“. So spitzte sich die Situation zu und wir erlebten eine große Enttäuschung.

Der 4. November war ein Wendepunkt in Berlin. Viele Künstler gingen auf die Straße. Was hatten sie für Vorstellungen? Wie sollte, konnte es besser weitergehen? Fragen, Fragen, Fragen. Aber wer weiß eine Antwort ?

Und dann kam der 9. November 1989 - für mich persönlich ein sehr schwarzer Tag.

Ich lag mit Fieber, Schnupfen und Halsschmerzen danieder. Im Fernsehen sagte Schabowski seinen berühmten Satz: „Die Grenzen sind ab sofort geöffnet.“ Dann fiel die Mauer. Grenzsoldaten wurden kaum noch wahrgenommen, oder man verbrüderte sich mit ihnen. Früher Feinde - dann Freunde! Ging denn das so einfach? Was kam danach? Ich fand keine eigene Erklärung dafür.

Im Fernsehen überall großes Geschrei - und dann die Bilder von der Grenzöffnung. Sicher gab es viele Menschen, die sich freuten, die sich in den Armen lagen, eine Reaktion der Stunde, eine Reaktion des Augenblicks.

Mit dem „Trabi“ konnte man durch die Grenze fahren - welch ein Moment!

Ich selbst war am Boden - konnte mich gar nicht freuen. Und ich glaube, ehrlich gefreut haben sich nur wenige Menschen und auch nicht sehr lange. Nur so lange, bis sie begriffen hatten, was diese Grenzöffnung für sie persönlich bedeutete. Die Freude war hauptsächlich an diesem 9. November so stark.

Ich musste erfahren, dass Genossen oder Menschen, die ich für solche gehalten hatte, denn sie verkündeten es ja ständig, wie gut sie waren und erhielten auch den entsprechenden Lohn dafür - dass diese „Genossen“ das Begrüßungsgeld in Westberlin gleich zwei- oder dreimal abholten. Sie hatten keine Probleme damit. Empfanden sie keine Scham? Hatten sie kein Ehrgefühl?

Für mich stellte sich die Frage: „War denn nun alles umsonst? Haben wir 40 Jahre in den Sand gesetzt?“

Wir hofften auf unsere erste oder auch letzte Regierung nach der Öffnung der Grenzen.

Wir hofften auf eine allmähliche Annäherung der beiden deutschen Staaten, aber was geschah?

Mit dem „Einigungsvertrag“ wurden wir vereinnahmt.

Kanzler Kohl versprach uns blühende Landschaften - „Nach nur 5 Jahren sind wir aus der Talsohle heraus!“, so tönte er.

In Wahrheit nahm uns die Treuhand alles, was wir geschaffen hatten. Betriebe wurden verschrottet, die vorher fast Weltniveau produziert hatten.

Es gab Demos gegen diesen Unsinn. Gregor Gysi sprach auf vielen Veranstaltungen.

Er wurde zum Vorsitzenden der neuen Partei - der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) gewählt.

Sicher, wir konnten jetzt alles kaufen, was sonst Mangelware war.

Hatten wir uns für Bananen und Jeans verkauft?

Unser mühsam ausgebautes Sozialsystem bröckelte langsam ab.

Kinderkrippen und -gärten verschwanden. Es gab immer weniger Kinder, denn die Lebenshaltungskosten waren sehr hoch. Und - die jungen Leute wollten etwas erleben, hatten aber keine Arbeit, also gab es auch keine Kinder. Aber es gab immer mehr Arbeitslose.

Was mir am schlimmsten erschien - bei uns gab es jetzt Obdachlose, unvorstellbar, bisher hatte jeder eine Wohnung, teilweise sogar jeder seine Wohnung!

Und es gab Gewalt gegen Ausländer!

Die Würde des Menschen wurde von Tag zu Tag mehr verletzt.

Der schlimmste Tag war für mich der 3. Oktober 1990, der Tag der Vereinnahmung. Wut stieg in mir hoch und trieb mir die Tränen in die Augen.

Es gab die DDR nicht mehr - es gab nur noch die Bundesrepublik Deutschland.

Alle meine großen Ideale vom Sozialismus waren zerbrochen - oder?

Wird es jemals wieder einen Sozialismus geben können?

Wir waren so nah dran ? Und es war alles umsonst - ??

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Die Vereinnahmung - und was dann?

 

Wir alle hatten gehofft, dass die bisherige DDR mit der Bundesrepublik in eine zeitweilige Konföderation eintreten würde, mit dem Ziel, beide Staaten allmählich zu vereinigen und, wie es ja auch das bundesdeutsche Grundgesetz (Artikel 146) als möglich vorsah, für das entstehende Gesamtdeutschland eine neue Verfassung in Kraft zu setzen. Aber weit gefehlt! Es wurde eine regelrechte Vereinnahmung aller unserer Werte, Menschen, des gesamten Volkseigentums in Industrie, Landwirtschaft, Verkehrswesen und Kultur bis hin zu den Wäldern und Seen einschließlich alles dessen, was darin lebte und wuchs. Wir erhielten die - bürgerlichen - Freiheiten, den „Rechtsstaat“ und die Demokratie, merkten aber schnell, was ein guter Bekannter einmal so ausdrückte: „Demokratie - was heißt hier Demokratie? Bei uns regiert das Kapital!“

Die „Treuhand“ begann ihre Arbeit. Sie „privatisierte“ die ehemals volkseigene Industrie, Werke, Fabriken mit ihrem Maschinenpark und ihren Gebäuden. Vieles war verschlissen, manches noch gut im Schuss, einiges neuwertig. Mit der Währungsunion hatte es bereits einen großen Produktionseinbruch gegeben, besonders für alle Betriebe, die hauptsächlich für den Export nach Osten arbeiteten. Oder die, die mit der neuen Währung mittels eines riesigen Westwarenstroms in die „neuen Länder“ niederkonkurriert wurden. Die „Treue Hand“ wirkte dem nicht entgegen, sondern betrieb primär eine Politik, die dem westlichen Kapital nach Kräften die Taschen füllte.

Für mein Verständnis von Wirtschaft produzierte die Treuhand ein einziges Desaster. Sie vereinnahmte, aber verwaltete nicht. Alles schlamperte so dahin.

Viele Arbeitsplätze wurden einfach wegrationalisiert. Daran konnten auch unsere letzten Regierungen nach der Wende (Hans Modrow mit Christa Luft und dann Lothar de Maiziere) nichts ändern, auch nicht der „Runde Tisch“ und schon gar nicht der neue Bundestag. Privateigentum war Privateigentum und Vertrag war Vertrag - und was das bedeutete in der neuen Republik, das konnten wir bald erleben.

Es ist mir nicht leicht gefallen, zu akzeptieren, daß ich jetzt „Bundesbürger“ sein sollte. Meine Arbeitsstelle war (seit 24 Jahren) das „Kombinat Gasanlagen“ in Mittenwalde (bei Königs Wusterhausen). Als unser Kombinat nach vielen Aussprachen mit den Werktätigen total zerstückelt wurde, ergriffen bisherige Direktoren und Abteilungsleiter die Initiative und übernahmen einen Teil des Betriebes, nämlich die damalige Materialwirtschaft mitsamt Eisenlager, Fliesenlager usw., sowie den Transportbereich. Dieser neue Betrieb hieß „GAAC-AG“ und wurde später eine GmbH, bestehend aus dem Handelsbereich, kaufmännischen Bereich, Transportbereich, dem Auslandsbereich in Moskau und dem Hermes-Versand. Für alle diese Abteilungen wurden Arbeitskräfte aus dem alten Stammbetrieb eingesetzt. Ich landete als Controllerin und Statistikerin in der kaufmännischen Abteilung.

Es machte mir viel Spaß, unterstützt von meinem Mann, Programme auszuarbeiten, mit denen wir die verschiedensten Kosten und deren Planung mittels Computer errechneten. Die Aufgaben für den Computer wuchsen, wir lernten immer weiter. Später bekamen wir das Dateisystem. Die Arbeit wurde zwar schneller geschafft, aber man brauchte nun auch weniger Arbeitskräfte.

Sicher gab es auch andere Gründe für meine Umsetzung in eine andere Abteilung. Da ich aus Altersgründen nicht kündbar war, kam ich in den Baumarkt „Mobau“ unseres kleinen Betriebes Dort übernahm ich mit noch einer Kollegin und zwei Kollegen den ganzen Markt. Wir hatten die Aufgabe, den Markt zu bestücken, d h Einsortieren der Waren in die Regale, die Beratung der Käufer, den Verkauf, die Kassentätigkeit und die tägliche Gesamtabrechnung. Auch das machte mir Spaß. Nur, Frauen als Team, das ist nicht immer ganz einfach. Jede belauert die andere, sie konnte ja einen Fehler machen.

So wurde ich zum Direktor befohlen, weil ich angeblich im Betrieb Parteiarbeit gemacht hatte. Mich hatte nur ein Genosse des Kreises angerufen, um eine Auskunft zu erhalten. Aber die Tatsache, dass ich weiterhin Parteimitglied - jetzt der PDS - war, reichte schon, um mich zu denunzieren. Ich bekam es schriftlich, dass ich im Betrieb keinerlei Parteiarbeit zu machen habe und erhielt einen Verweis. Mein Direktor entschuldigte sich mit den Worten: „Ich habe ja nichts gegen die PDS, ich wähle selbst diese Partei, aber im Betrieb darf ich sie nicht dulden.“

Dieser Direktor war vor der Wende ein in seiner leitenden Position sehr angesehener SED-Genosse gewesen.

Mich ärgerte nicht der Verweis, aber die Art und Weise, mit Menschen umzugehen. Es gab bald noch weitere Problemchen und ich empfand es zuletzt als Mobbing. 1996 verließ ich den Betrieb auf eigenen Wunsch, erhielt aber gnädiger Weise eine betriebliche Kündigung. So ging mir wenigstens kein Prozentpunkt meiner Rente verloren, die ich mir in 44 Arbeitsjahren wohl redlich verdient hatte

In den ersten Jahren meiner Arbeitslosen- und Rentnerzeit stürzte ich mich in die Parteiarbeit, wurde zum Mitglied des Kreisvorstandes und später als Geschäftsführerin gewählt. Ich versuchte, soviel wie möglich zu schaffen. Meine Genossen konnten auf mich zählen, ich war immer dort, wo ich gebraucht wurde.

Wir gründeten eine so genannte ,Kleine Zeitung'. Der Gründer war ein ehemaliger Journalist des ND und späterer Gewerkschaftsfunktionär des Fernsehens der DDR. Sein Name: Horst Singer. In der Folgezeit stellte sich heraus, dass unsere monatlich erscheinende ,Kleine Zeitung' - sie heißt jetzt „Heimatspiegel“ und hat heute schon eine Auflage von 11 000 Exemplaren - ein wertvoller Weggefährte für die Wahlkämpfe ist. Dort werden alle Themen aus Politik und Wirtschaft diskutiert, die die Bürger unseres Kreises vorrangig interessieren Hier kommen auch unsere Abgeordneten der Kreistags-, Landtags- und Bundestagsfraktion zu Wort.

Wir setzten uns mit einem Buch von Sahra Wagenknecht (Kommunistische Plattform der PDS) auseinander, in dem sie ihre Ansichten zum ,Stalinismus’ und zum ,real existierenden Sozialismus’ in der DDR darlegt. Nicht alle Genossen waren mit ihren Erkenntnissen einverstanden. In der Diskussion wurde hart, aber sachlich gestritten. Ich muss bekennen, dass mir Sahras Argumente recht gut gefielen und einleuchteten. Ich fühle mich nach wie vor als Kommunistin, blieb und bleibe aber trotzdem in der PDS, denn ich finde ihre Ideen und die Art, wie sie mit Menschen umgeht, sehr gut Es ist eine pluralistische Partei, und mir ist ganz wichtig, dass Menschen zu dieser Partei gehören können, die früher in der SED keine geistige Heimat finden konnten Ich denke da besonders an mit dem Sozialismus sympathisierende Lehrer, Schriftsteller und andere Intellektuelle, deren kritische Ansichten in der DDR in keiner Weise Gehör fanden. Es war nicht zuletzt Gregor Gysi, der viele Menschen mit sich zog und der auch mich überzeugte.

Mit manchen in der Partei auftretenden Fragen hatten wir so unsere Probleme. Die jungen Genossinnen unseres Bundesvorstandes fanden mit ihren Entschuldigungserklärungen zu SED-Entscheidungen, gerichtet an andere Parteien, besonders an die SPD, keineswegs immer die Zustimmung der älteren Genossen, ganz besonders nicht die unserer ehemaligen Offiziere der NVA, von denen viele aktive Mitglieder der PDS waren. Es gab eine Menge Austritte, was für uns sehr schmerzlich war.

Ich persönlich kann die Haltung der Ausgetretenen nicht akzeptieren.

Auch ich finde es unnötig, dass wir uns als Genossen der PDS ständig dafür entschuldigen sollen, dass wir einst zur SED gehörten. Hat sich jemals einer der SPD-Genossen wegen der Aktivitäten seiner Partei im Kalten Krieg entschuldigt?

Ich finde auch nach heutigem Wissensstand, dass der Vereinigungsparteitag KPD-SPD 1946 seine historische und politische Berechtigung hatte. Der auch mit staatlichen Machtmitteln geführte Kampf gegen den „Sozialdemokratismus“ für den stalinschen „Leninismus“ setzte, schon im Zeichen des Kalten Krieges, erst in den Folgejahren ein. Ich war damals acht Jahre alt und hörte vom Vereinigungsparteitag erst in der Schule, auch in der Pionierorganisation und der FDJ. Weshalb soll ich mich als PDS-Mitglied für den Parteitag von 1946 entschuldigen?

Zum Mauerbau: Ich, damals noch nicht Parteimitglied, erlebte ihn ganz bewusst und begrüßte ihn, denn unsere besten Ingenieure und Ärzte wurden mit Anreizen abgeworben, die wir als DDR nicht bieten konnten. Ganze Scharen Ostberliner Werktätiger arbeiteten in Westberlin und bereicherten sich am Geldumtausch in den Wechselstuben, während der Arbeitskräftemangel in den volkseigenen Betrieben Berlins immer größer wurde und an Planerfüllung nicht mehr zu denken war. Die Flüchtlingslager in Westberlin füllten sich mit DDR-Bürgern, die den Verlockungen des Wirtschaftswunderlandes erlegen waren. Für unsere weitere Wirtschaftsentwicklung war die Grenzschließung notwendig, ja, lebensnotwendig!

Der Mauerbau hatte bittere Folgen für zahlreiche Bürger. Denken wir an die vielen Familientrennungen, gar an die Mauertoten. Jeder Tote war einer zu viel.

Gregor Gysi sagte kurz nach der Wende einmal dem Sinne nach: Der Fehler lag nicht in der Grenzschließung, sondern im weiteren politischen Umgang mit der Mauer. 1961 hatte niemand von uns angenommen, daß sie 28 Jahre stehen würde ...

Die Vorsitzende des Bundesvorstandes der PDS Gabriele Zimmer und ihre Vertreterin Petra Pau waren 1946 noch nicht auf der Welt und 1961 sehr junge Mädchen. Wenn sie heute eine andere Meinung zum Vereinigungsparteitag und zur Mauer haben als - sagen wir - ein langgedienter ehemaliger NVA-Oberst, ist das ganz normal. Wenn sie, wie geschehen, ihre persönliche Meinung zum Vereinigungsparteitag in einem nicht mit dem Parteivorstand abgestimmten, leider unterschiedlich interpretierbaren Text veröffentlichen, so musste das kraft ihrer Positionen als parteiverbindliche Meinung verstanden werden - und wurde so verstanden. Deshalb kam es zu den Austritten vieler alter, zutiefst parteiverbundener Genossen und Sozialisten, die uns heute fehlen.

Für mich gab es keine Gründe zum Austritt. Die Partei hat sich in gewisser Weise korrigiert und ihren Pluralismus bewahrt. Ihre Kraft verstärkt sich weiter. Wir nehmen mit Genugtuung zur Kenntnis, dass es in Berlin eine engere Zusammenarbeit mit Menschen anderer Parteien gibt, und das ist gut so. 


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