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Jugendliche Neugier

(Dresden)

Den 17. Juni 1953 erlebte ich in Dresden als 13jähriger Schüler der 7. Klasse und Freundschaftsratsvorsitzender der Jungen Pioniere in der 32. Grundschule. Nach meiner Erinnerung spürten wir in unserer Schule sehr wenig von den Ereignissen dieser Tage. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, daß es sonderlich viele politische Gespräche oder gar Pionierversammlungen zu diesem Thema gegeben hätte.

Mein Schulfreund Dieter und ich erfuhren vom Hörensagen, daß in der Stadt, namentlich am Postplatz und in dessen Umgebung, etwas „los sein soll". Also setzten wir uns in die nächste Straßenbahn - sie verkehrte pünktlich - und fuhren zum Stadtzentrum. Am Postplatz fiel uns eine kleine Menschenansammlung auf. Wir stiegen aus und hörten einige Sprechchöre am Fernmeldeamt: „Die Plakate runter, die Plakate runter ..." Diese hatten wahrscheinlich etwas mit Planerfüllung und Begrüßung der Beschlüsse von Partei und Regierung zu tun. Genau kann ich mich nicht erinnern. Nur weiß ich, daß sich durch diese Sprechchöre immer mehr Menschen „angezogen" fühlten. Wie das so ist, wenn irgendwo etwas los ist. Heute - kann ich mir vorstellen -werden alle diese Zufallsteilnehmer an den Demonstrationen zu den „Volksaufständlern" hinzugezählt, mein Schulfreund und ich gewiß auch. Und so kommt man dann auf die Zahl von 350000 Aufständischen, die u. a. in einem auch sonst sehr tendenziösen Video über die DDR im Deutschen Historischen Museum Berlin genannt wird.

 Mein Schulfreund und ich zogen dann Richtung Prager Straße. Auf einem Jahrzehnte später stattfindenden Klassentreffen erzählte mir besagter Dieter, der aus der BRD angereist war, daß wir uns vor anrückenden russischen Panzern auf dem Dr.-Külz-Ring dann „schützend" in die umliegenden Büsche schlugen. Daran konnte er sich noch erinnern. Ich nicht.

Das ist alles, was vom „großen Arbeiteraufstand" in der DDR in meinem Gedächtnis haften blieb.

Dieter Lämpe 


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