Der vorliegende Band VI schließt die Reihe "Spurensicherung" ab. Der Freund dieser Reihe wird sofort bemerkt haben, dass irgendetwas anders ist: Die "Spurensicherung" mit einer bunten, fröhlichen Kinderzeichnung auf dem Einband - das gab es noch nicht.
Der Grundsatz "So habe ich das erlebt!" ist ebenso geblieben wie das humanistische Grundanliegen der Autoren. Sie haben sich diesmal das Ziel gesetzt, das Erlebte danach zu befragen, was daraus für die Zukunft, für die weitere gesellschaftliche Entwicklung Bestand hat, haben könnte oder sollte. Es geht um "Spuren in die Zukunft", und die Autoren haben viele solcher Spuren gefunden: in Vorschulerziehung, Schule und Berufsbildung, Justiz, Breitensport, im Gesundheitswesen, in Landwirtschaft und Literatur - überhaupt im Zusammenleben der Menschen.
Millionen Bürger vollbrachten in den 40 Jahren der Existenz der DDR bedeutende Leistungen. Sie hinterließen Spuren im Denken, Fühlen und Handeln, die nicht einfach aus der Geschichte getilgt werden können. Und so symbolisiert das Bild auf dem Einband die Hoffnung auf eine bunte, frohe und vor allem friedliche Zukunft - natürlich auch für die fünfjährige "Künstlerin".
Die Blickwinkel der 40 Autoren sind sehr unterschiedlich, sie eint aber die Überzeugung, dass die Lebensprobleme der Menschen nicht im kapitalistischen System gelöst werden können und dass bei der notwendigen Umgestaltung der Gesellschaft die "Spuren in die Zukunft" hohen Stellenwert haben werden. Die Sorge darüber, nach der "Wende" den Boden unter den Füßen verloren zu haben, fand genau so Platz wie die - sicher relative - Befriedigung darüber, dass man sich unter den veränderten, fremden Bedingungen einen neuen Lebensinhalt erkämpfen konnte. Und ob die Erlebnisse nun leicht wehmütig, zornig oder fröhlich-satirisch reflektiert werden, ob der Autor Arbeiter, Ingenieur, Landwirt, Pfarrer, Arzt, Journalist, Schriftsteller, Universitätsprofessor, Lehrer, Künstler, Staats- bzw. Rechtsanwalt oder auch Militärwissenschaftler ist - ihre Beiträge sind Angebote zum Weiterdenken, und nach Brecht gehört ja das Denken "zu den größten Vergnügungen der menschlichen Rasse".