Spurensicherung V liegt nun in der Hand des geneigten Lesers. In Fortsetzung der vorliegenden vier Bände über die DDR erzählen Zeitzeugen aus vielen Berufs- und Altersgruppen, wie sie den geschichtlichen Umbruch erlebt, verarbeitet und sich positioniert haben. Die Autoren bewahrten sich ihre sozialistische Vision. Sie setzten von vornherein wenig Hoffnung in die Verheißungen "blühender Landschaften" und glaubten auch nicht an die "Selbstheilungskräfte der Wirtschaft".
So berichten sie von vielfältigen Bemühungen, sich in einem System einzurichten, das zunächst von der Mehrzahl unserer ostdeutschen Mitbürger herbeigesehnt wurde, schildern, was sie erlitten, benennen aber auch ihre ertrotzten und hart erarbeiteten persönlichen Erfolge. Dabei ergibt sich bei aller Gemeinsamkeit des humanistischen Grundanliegens eine Vielfalt der Meinungen und Haltungen. Verschiedene Vorgänge der Entsolidarisierung zwischen Menschen, die einmal an einem Strang zogen, werden plastisch dargestellt - aber auch viele neue Formen von Solidarität.
Hier meldet sich kein Autor zu Wort, der in der "neuen" Republik wirklich angekommen ist in dem Sinne, daß er sie als "seinen Staat", zu dem er sich bekennt, begreift. Aber irgendwie muß sich ja jeder unter den neuen realen Bedingungen einrichten.
Daher ist kein Jammerbuch entstanden, sondern eine kleine Anthologie, die uns sagen will: nutzen wir die vorhandenen Gestaltungsmöglichkeiten, um wenigstens die brutalsten Formen der Unmenschlichkeit des Kapitalismus einzudämmen.