"Aufschreiben, wie das wirklich war mit der DDR"

Buchlesung im PDS-Bürgerbüro

LÜBBEN. Es war der Auftakt der Mitnutzung des PDS-Bürgerbüros für Kultur. Jürgen Schmidt und Dr. Bernd Preußer von der unabhängigen Autorengemeinschaft "So habe ich das erlebt" lasen auf Einladung der Landtagsabgeordneten Karin Weber aus dem sechsten Band des im GNN-Verlag erschienenen Buches "Spurensicherung" (Spuren aus der DDR in die Zukunft). Das Buch sei entstanden, so Preußer, "weil DDR-Bürger aufschreiben wollten, wie das wirklich war mit der DDR". Es sei "nicht mit Freude" festgestellt worden, dass viele, "die hier nie gelebt haben, darüber schreiben, wie schlimm das früher war". Andere, die hier gelebt hätten, seien stark "nach rechts gerutscht" und träten als Kritiker auf. Die Reihe habe nicht den Anspruch einer historischen Aufarbeitung. Vielmehr seien die Beiträge subjektiv, weil jeder eigene Erfahrungen gemacht habe. Es sollte das "Leben unter dem über die DDR ausgekippten Müll hervorgeholt werden". Die Autoren hätten das Fazit gezogen: "Der Kapitalismus ist nicht in der Lage, Probleme der Welt zu lösen." Aus dem, was die beiden dann vortrugen, einen Rückschluss auf den gesamten Band ziehen zu wollen, wäre unangemessen. Doch wurden aus den Beiträgen die Zuhörer bedient, die schon immer meinten, dass die DDR eigentlich nicht schlecht war und vieles besser als im Westen der Republik. Was auch nicht schwer darzustellen ist, wenn man - wie Jürgen Schmidt - die DDR bestens kennt und die Informationen für den Vergleich der Systeme über das, was im Westen war, doch eher spärlich sind. Jürgen Schmidt hatte sich des Themas Kindergarten (Ost) zu Kita (West) angenommen, und herausgestellt, dass in der DDR Bildung vermittelt wurde, in der Bundesrepublik Individualität ohne Bildung. Die knapp 20 Zuhörer mussten, zu dem Schluss kommen, dass das "übergestülpte" West-System zwar Individuen schafft, sie aber nicht auf den Übergang in die Schule vorbereitet. Ein wenig nahm Karin Weber die Euphorie aus dem Beitrag, indem sie darauf verwies, dass inzwischen 15 Jahre seit der Wende vergangen seien und schon 1988/89 klar gewesen sei, dass sich das System der Kindergärten in der DDR ändern würde. "In den 80er Jahren war das Bestreben der Individualisierung das nächste Ziel gewesen", sagte sie. Bernd Preußer trug in reinem Sächsisch das Gedicht eines Kabarettisten vor, in dem der ironisch seine Rolle als Computer-Spezialist beschrieb, der mehrfach Jobs wechseln musste und schließlich als Sonnenbank-gebräunter "Inder" eine Green-Card und eine längere Anstellung erhielt. Die Diskussion über die Beiträge war kurz und geprägt von eigenen Erkenntnissen. (km)